Finnland

Arzneimittelmissbrauch: Codein auf Platz 1

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Berlin -

Medikamentenmissbrauch ist ein globales Problem und steigt weltweit. Allein in Deutschland wenden schätzungsweise 1,3 Millionen Menschen Arzneimittel missbräuchlich an, darunter häufig Nasensprays und Schmerzmittel. Bei den Kollegen in Finnland sieht es nicht anders aus: Den ersten Platz belegen Hustenstiller und auch Heißgetränke gegen grippale Infekte sind sehr beliebt. Das geht aus einer Untersuchung des Finnischen Apothekerverbands (AFP) hervor, wie die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt von Finnland berichtet.

Um herauszufinden, welche OTC-Arzneimittel von den Kunden missbraucht werden, haben die Interessensvertreter mehr als 700 Apotheker aus allen Regionen Finnlands befragt. Sie sollten angeben, welche Medikamente mit welcher Häufigkeit von den Patienten missbräuchlich eingenommen werden. Fast die Hälfte der Befragten gab an, dass Kunden wöchentlich rezeptfreie Medikamente für die falschen Zwecke kaufen. Jeder Vierte missbraucht der Umfrage zufolge mindestens einmal am Tag ein Medikament. Insgesamt werden neun rezeptfreie Arzneimittel am häufigsten missbraucht, so das Ergebnis.

Die Beratungsresistenz einiger Patienten scheint nicht nur hierzulande eine Herausforderung zu sein: „Einige Apotheker sagen, dass sie das Gefühl haben, dass der Missbrauch bestimmter Produkte durch die Kunden fortgesetzt wird, ganz gleich, was sie sagen. Die Kunden hören nicht auf, über die Wirksamkeit der Medikamente nachzudenken“, sagt Elina Aaltonen, Sprecherin des Apothekerverbands.

Die Studie stellt fest, dass einige Kunden insbesondere Präparate missbrauchen, die für den kurzfristigen Gebrauch entwickelt worden sind, indem sie sie langfristig oder kontinuierlich verwenden, während andere sie als Rauschmittel verwenden. Auch wenn Patienten wissen, dass OTC-Arzneimittel auch Nebenwirkung haben, sind sie trotzdem nicht vorsichtiger bei der Dosierung als bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln, so der AFP.

Codein ist in Finnland rezeptfrei erhältlich. Fast 70 Prozent der Befragten gaben an, dass Kunden Hustenmittel missbrauchen. Einige würden die Produkte sogar als Rauschmittel verwenden. Auf Platz 1 landet somit das Opioid, dicht gefolgt von nasalen Dekongestiva, deren Missbrauch fast so verbreitet ist wie der Missbrauch von Hustenmitteln. Oft werde auch das in derartigen Präparaten enthaltene Pseudoephedrin als Rauschmittel angewendet. Weitere missbrauchte Arzneimittel sind Laxantien sowie Mittel gegen die Reisekrankheit.

Weiterhin kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure oder Paracetamol zu lange oder in zu hohen Dosen eingenommen werden. Oft würden auch Kunden das falsche Schmerzmittel zur Behandlung ihrer Beschwerden wählen. Heißgetränke gegen grippale Infekte werden auch missbraucht: Die Pulver zur Herstellung einer Lösung enthielten oft Ibuprofen, die häufig unbedacht zusammen mit anderen Medikamenten eingenommen würden. Somit käme es oft zur Überschreitung der empfohlene Dosierung. Viele Finnen würden zudem glauben, dass das Trinken dieser Heißgetränke eine Erkältung oder Grippe verhindert.

Aber auch Dermatika spielen der Umfrage zufolge eine große Rolle: Beliebt seien wirkstoffhaltige Cremes und Salben. Viele Finnen würden regelmäßig cortisonhaltige Dermatika benutzen im Glauben, dass es bei einer Vielzahl von Hautproblemen helfen könne. Aber auch antibiotische Salben werden missbräuchlich angewendet. „Im Allgemeinen sollte die Verwendung aller unnötigen Antibiotika vermieden werden, auch in Hautcremes. Lotion kann beispielsweise eine Wunde, die nicht infiziert ist, nicht heilen“, sagt Aaltonen.

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