Polen

Arzneimittelgesetz sorgt für Chaos

, Uhr
Berlin -

Ein Spargesetz hat die gesamte Arzneimittelversorgung Polens auf den Kopf gestellt: Zum Jahresanfang wurden die Erstattungspreise vieler vom Nationalen Gesundheitsdienst bezahlten Arzneimittel drastisch gesenkt. Weil damit auch die Aufzahlungen für Patienten deutlich anstiegen, gab es im Dezember Hamsterkäufe in den Apotheken. Diese sind ebenfalls massiv betroffen: Denn für Apotheker und Großhändler gilt ein neues Honorarsystem.

 

800 Medikamente hat der Gesundheitsdienst komplett aus dem Leistungskatalog gestrichen. Für mehr als 1200 der rund 3000 noch erstattungsfähigen Originalpräparate und Generika wurden die Festbeträge gesenkt.

Nicht nur für die Patienten, sondern auch für die Apotheker hat dies Konsequenzen: Deren bisherige prozentuale Marge von 16 Prozent wurde durch eine Kombination aus degressivem Fixzuschlag plus prozentualer Marge ersetzt; zudem müssen die Apotheker einen Kassenabschlag zahlen. Grundlage der Berechnung ist allerdings nicht mehr der Einkaufspreis, sondern der vom Gesundheitsdienst festgelegte Erstattungspreis. Dieser liegt aber teilweise sogar unter Einstandspreis.

 

 

Für Apotheker, Großhändler und Pharmaunternehmen gilt in Zukunft außerdem ein striktes Rabattverbot: Gibt es trotzdem Preisnachlässe, drohen Herstellern und Großhändler Geldstrafen von bis zu 10 Prozent des letzten Jahresumsatzes.

Genauso rigoros ist das neue Werbeverbot für Apotheken: Nur noch ihre Öffnungszeiten und ihren Standort dürfen die Pharmazeuten laut Gesetzestext öffentlich kommunizieren. Ob die Schaufenster nun komplett ausgeräumt werden und die Internetseiten gelöscht werden müssen, ist derzeit noch unklar. Wie der sehr kurz gehaltene Passus auszulegen ist, wird derzeit noch nachverhandelt.

Die meisten Apotheken haben daher noch gar nicht auf die Neuregelung reagiert. Dagegen ist die Apothekenkette „Apteka1“ auf Nummer sicher gegangen: Die Verträge mit dem Kundenbindungsprogramm „Payback“ wurden aufgelöst. Seit März 2010 hatten Kunden der polnischen Phoenix-Tocher bei ihren Apothekenkäufen Punkte sammeln können.

 

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr aus Ressort
Tausende Filialen schließen
USA: Kahlschlag bei Apothekenketten
2500 Packungen illegal nach China verkauft
Paxlovid: Apothekerin aus Innsbruck angeklagt
Weniger Einnahmen, mehr Ausgaben
Krankenkasse rechnet mit Milliardenverlusten

APOTHEKE ADHOC Debatte