Kanada

Arzneimittelautomaten für die Provinz Alexander Müller, 23.03.2011 08:14 Uhr

Berlin - 

Die kanadische Provinz Ontario setzt auf Arzneimittelabgabeautomaten. Wegen der geringen Apothekendichte im Norden will die Regierung jetzt die Gesetze ändern: Einem Sprecher des Gesundheitsministeriums zufolge soll die audio-visuelle Beratung von Patienten legalisiert werden. Bislang muss - wie in Deutschland - immer ein Apotheker körperlich anwesend sein, wenn ein Rezept bedient wird.

Die Automatenhersteller stehen in den Startlöchern: Pharma Trust will im nächsten halben Jahr 40 Terminals in Drogeriemärkten, Kliniken oder medizinischen Zentren aufbauen. An den Automaten können sich Patienten rund um die Uhr per Videokonferenz beraten lassen, ihre Rezepte einlösen und die Arzneimittel sofort mitnehmen.

Der Automat von Pharma Trust gleicht dem Terminal Visavia des deutschen Herstellers Rowa. Der Apotheker kann mit seinen Patienten mittels Kamera, Monitor und einer Telefonleitung kommunizieren, Rezepte werden gescannt und übertragen. Der Apotheker muss die Abgabe des Medikaments durch den Automaten freigeben.

Rund 2000 verschiedene Präparate zu allen Indikationen sind im Automaten eingelagert, von der Abgabe ausgenommen sind Betäubungsmittel. Nachdem das Gerät von Pharma Trust seit Juni 2008 als Pilotprojekt in einem Gesundheitszentrum in Toronto getestet wurde, soll nun der Roll-out in Ontario erfolgen.


Die Vorgaben der Regierung sehen vor, dass die Automaten innerhalb eines Gebäudes stehen müssen. Hell soll es sein, gut belüftet und angemessen für Gesundheitsdienstleistungen. Betreiber ist dann der jeweilge Drogeriemarkt.

Die Provinzregierung ist überzeugt: Man habe die Automaten eingehend auf ihre Sicherheit geprüft, sagte Gesundheitsministerin Deb Matthews. Sie begrüßt das Konzept: „Mit einer ferngesteuerte Abgabe ist es für Patienten gerade in den nördlichen und ländlichen Gebieten bequemer, ihre Arzneimittel zu erhalten - und zwar wenn sie sie benötigen.“ Mit der Videoschaltung könnten die Patienten zudem leichter Kontakt mit einem Apotheker aufnehmen.

Ob die Automaten wirklich schwerpunktmäßig in den ländlichen Regionen im Norden der Provinz zum Einsatz kommen, bleibt abzuwarten. Wegen der Ballungsgebiete Toronto und Ottawa im Südosten ist Ontario die bevölkerungsreichste Provinz in Kanada. Die Apothekendichte liegt mit 3848 Einwohnern pro Apotheke unter dem Landesdurchschnitt von 3372.

Insgesamt gibt es in Ontario 3314 Apotheken, davon 26 in Krankenhäusern. In der Fläche ist die Provinz fast dreimal so groß wie Deutschland. Rein rechnerisch gibt es eine Apotheke auf 324 Quadratkilometern - hierzulande liegt dieser Wert bei 16. Nur in den Provinzen British Colombia und Nunavut ist die Apothekendichte, bezogen auf die Einwohner, in Kanada noch niedriger.