Großbritannien

Approbierte müssen Bonus zurückzahlen

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Berlin -

Erneut Unruhe bei der britischen Apothekenkette Lloydspharmacy: Zunächst freuten sich Filialleiter und angestellte Apotheker noch über hohe Bonuszahlungen. Doch ihren Geldsegen hatten sie einer Abrechnungspanne zu verdanken. Einen Teil davon müssen sie an den Mutterkonzern Celesio UK zurückzahlen.

Das Bonussystem der Apothekenkette sieht vor, dass Apothekenleiter bis zu 20 Prozent, Apotheker bis zu 10 Prozent von ihrem Lohn als Sonderzahlung erhalten können, abhängig von ihren Leistungen. Wegen einer Panne in der Konzernzentrale habe jedoch jeder Pharmazeut ohne Unterschied die höchst mögliche Summe erhalten, berichtete ein Filialleiter dem britischen Fachmagazin „Chemist+Druggist“.

Seine Kollegen und er hätten daraufhin Anrufe ihrer jeweils zuständigen Gebietsleiter erhalten. „Sie verlangten die Rückzahlung der zu viel ausgeschütteten Boni.“ Andernfalls würden sie automatisch in Raten vom Lohn der nächsten sieben Monate abgezogen. „Wir bekommen keine riesigen Boni, aber die Zahlungen, die wir erhalten, sind schnell ausgegeben.“ Der zurückgeforderte Betrag sei aber selbst über mehrere Monate gestreckt so hoch, dass er jetzt rechtliche Beratung in Anspruch nehmen wolle.

Der Mutterkonzern Celesio UK bestätigte die Panne. „Wir haben allen Kollegen einen Bonus gezahlt, um ihre kontinuierlich harte Arbeit und ihren Einsatz für die Kunden und die Bevölkerung zu würdigen“, wird ein Sprecher in C+D zitiert. Ein Abrechnungsfehler habe jedoch beim manchen zu einer Überzahlung geführt. Man bedauere sehr, die betreffenden Mitarbeiter um eine Rückzahlung bitten zu müssen, und wolle ihnen dafür eine ausreichende Zeit einräumen. Schon im Juni hatte Celesio UK mit Abrechnungsproblemen zu kämpfen: Tausende von Mitarbeitern von Lloydspharmacy erhielten damals ihren Monatslohn einen Tag zu spät. Ursache sei „menschliches Versagen“ bei einem mit der Zahlung beauftragten Dienstleister gewesen.

Die Störfälle fallen in eine für die Apothekenkette ohnehin turbulente Zeit. Insgesamt 190 der rund 1500 Lloyds-Filialen in Großbritannien werden wegen Unrentabilität verkauft oder geschlossen. Als Hauptgrund nannte Celesio die Sparmaßnahmen der britischen Regierung und des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS seit 2015. Bis Dezember 2018 müssen die öffentlichen Apotheken insgesamt eine Kürzung von 208 Millionen Pfund (233 Millionen Euro) verkraften. Daraufhin strich die Apothekenkette den Gratisbotendienst.

In Irland streitet sich die Führung von Lloyds Pharmacy derzeit mit ihren Angestellten: Wegen schlechter Bezahlung, mangelnder Repräsentation und sogenannter „Null-Stunden-Verträge“ legten rund 270 der insgesamt 800 Angestellten Mitte August ihre Arbeit nieder. Betroffen waren 40 der 88 Filialen der größten Apothekenkette des Landes. „Die Angestellten von Lloyds Pharmacy werden seit Jahren miserabel bezahlt, viele haben mehr als zehn Jahre Berufserfahrung und arbeiten immer noch für den Mindestlohn, während andere immer noch mit Null-Stunden-Verträgen angestellt sind“, wirft Gerry Light, stellvertretender Generalsekretär der irischen Dienstleistungsgewerkschaft Mandate, der Firmenspitze vor.

In den bestehenden Null-Stunden-Verträge wird die Mindestarbeitszeit auf Null Stunden festgelegt. Der Angestellte arbeitet auf Abruf. Dadurch fallen für regelmäßig arbeitende PTA in Irland oftmals soziale Standards wie bezahlter Jahresurlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Aufschläge für Sonntags- oder Feiertagsarbeit und nicht zuletzt die Planungssicherheit eines festen Monatseinkommens weg. Ein Unding, findet die Gewerkschaft. Sie wirft der Konzernspitze zudem vor, die Vertretung der Arbeitnehmerinteressen zu behindern und gar zu umgehen. Lloyds Pharmacy wiederum weigert sich, mit Mandate zu verhandeln.

In dieser Woche traten Lloyds-Mitarbeiter erneut in den Ausstand. Als Folge blieben am Dienstag und Mittwoch neun Filialen geschlossen, weitere 30 waren in ihrem Betrieb zumindest eingeschränkt. Sollte bis dahin keine Einigung in Sicht sein, sind weitere Arbeitsniederlegungen unter anderem für die jeweils ersten drei Werktage im Oktober und im November geplant. Wie ernst den Mitarbeitern die Sache ist, zeigt ein aktuelles Foto: Eine Angestellte posierte im Hochzeitskleid noch schnell mit dem Protestplakat in der Hand.

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