Österreich

Apothekerkammer verklagt Kurpfuscher

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Berlin -

Bei seinen Liveauftritten und in den sozialen Medien propagiert Robert Franz die Rückkehr zur Natur und geißelt die Vertreter der Schulmedizin. Ärzte und Apotheker schlagen Alarm und warnen bereits seit längerer Zeit vor den unseriösen Versprechungen des selbsternannten Gesundheitsgurus. Die Steirische Ärztekammer hat vor rund einem halben Jahr eine Anzeige erstattet. Nun zog die Apothekerkammer nach und verklagte Franz. Für ihn gehören allerdings eher die Apotheker als Giftverkäufer auf die Anklagebank.

Unlauterer Wettbewerb, Herabwürdigung, üble Nachrede: Das sind nur einige Punkte der Anklage, die laut Kammerpräsident Dr. Gerhard Kobinger insgesamt 39 Seiten umfasst. Das, was Franz verbreite, könnten sich Apotheker nicht mehr gefallen lassen, sagt er. Was der Apotheker damit meint, wird deutlich, wenn man sich das Video anschaut, das Franz als Reaktion auf die Klage auf seinem Youtube-Kanal veröffentlichte. Endlich habe die Apothekerkammer den „Arsch in der Hose“, ihn zu verklagen, gibt er sich kämpferisch. Jetzt sei klarzustellen, wer „auf diesem Planeten noch bleibt“ – er oder die „Giftmischer, die Gift verteilen und verkaufen“.

Der Mann mit rauschenden Bart, violetten Haaren und farblich abgestimmter Kleidung unterstellt Apothekern, für all die medikamentensüchtigen Menschen verantwortlich zu sein. Auch Todesfälle, die auf unerwünschte Arzneimittelwechselwirkungen zurückzuführen sind, müssen ihnen aus seiner Sicht angelastet werden. Sie müssten daher zur Rechenschaft gezogen werden.

Normalerweise gehöre man für jeden gestorbenen Menschen lebenslänglich hinter Gittern. „Es ist ein geplanter Mord, weil Apotheker Medikamente verkaufen und so in Kauf nehmen, dass Menschen sterben“, echauffiert sich der Kurpfuscher und wird für seine vermeintliche Standhaftigkeit von zahlreichen Anhängern gefeiert.

Franz‘ Geschäftsmodell besteht einerseits aus kostenlosen Vorträgen und zahlreichen Filmen auf Youtube und andererseits dem Verkauf von Vitaminpräparaten, Nahrungsergänzungsmitteln, veganen Suppeneinlagen, Fertilitätskapseln, Büchern und Tierfutter. Das Hauptprodukt ist dabei Traubenkernextrakt, genannt OPC – meist in Kapselform. Diesen gibt es im Internet schon ab knapp zwölf Euro für 100 Gramm. Der Name „Robert Franz“ auf der Packung macht daraus dann ein Luxusprodukt. Kostenpunkt: mehr als 80 Euro je 100 Gramm. Ein lukratives Geschäft, das von der Weststeiermark aus gelenkt wird.

Ärzte und Apotheker schlagen seit längerer Zeit Alarm. „Es ist nichts gegen Naturheilkunde zu sagen“, betont Kobinger, der neben seinem Amt als Kammerpräsident die St. Franziskus-Apotheke in Graz betreibt. „In den Apotheken nehmen Naturheilmittel und die Phytotherapie ebenfalls einen wichtigen Platz ein.“ Wenn aber Franz die Menschen dazu bringe, Therapien abzuändern oder gar abzubrechen oder Medikamente abzusetzen, höre der Spaß auf. Egal ob Multiple Sklerose, Pseudokrupp oder ein zu hoher Blutdruck: Laut Kobinger empfiehlt Franz immer nur dieselben Nahrungsergänzungsmittel.

Auch die Art und Weise, wie Franz für seine Ziele eintrete, ärgert den Apotheker. „Meine Mitarbeiterinnen in der St. Franziskus-Apotheke machen sich inzwischen große Sorgen, dass Franz in der Apotheke auftauchen könnte“, berichtet Kobinger. Denn dessen Drohungen würden immer seltsamer und aggressiver.

Auch einige seiner Fans sind offenbar nicht sonderlich zimperlich. Nachdem bekannt wurde, dass Kobinger den selbsternannten Gesundheitsguru verklagt hat, hätten sie auf der Facebook-Seite seiner Apotheke so heftige Kommentare hinterlassen, dass der Apotheker sich gezwungen sah, die Seite offline zu stellen. „Es grenzte schon fast ein einen Shitstorm“, sagt er.

Nachdem die steirische Ärztekammer Franz vor rund einem halben Jahr wegen Kurpfuscherei anzeigte, warnte auch die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) vor seinen Nahrungsergänzungsmitteln. Einige Produkte sollen verboten worden sein. Doch der findige Geschäftsmann hat offenbar einen Weg gefunden, diese trotzdem zu verkaufen. Laut Kobinger hat Franz sie nun als Tierfutter deklariert auf den Markt gebracht und kommuniziert, dass auch Menschen sie einnehmen könnten. „Es geht uns vor allem um die Menschen, die auf die Empfehlungen von Franz vertrauen“, sagt der Kammerpräsident.

Seit der Anzeige der Ärztekammer scheint allerdings nicht viel passiert zu sein. „Sie liegt seit Monaten bei der Grazer Staatsanwaltschaft“, bestätigt Kobinger. Auf seine Nachfrage nach dem Stand der Ermittlungen habe man dort keine Auskunft erteilen wollen.

Auch von der Pharmaindustrie, die Franz in seinen Videos und Vorträgen heftig angreift und zuweilen auch zu Grabe trägt, bekommen Apotheker keine Unterstützung. Er habe den Pharmaverband Pharmig angeschrieben, bis heute aber keine Antwort bekommen. „Ich glaube aber immer noch an den Rechtsstaat“, sagt Kobinger und setzt seine Hoffnungen auf die kommende Gerichtsverhandlung.

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