Apotheker wollen mehr Freiheiten Désirée Kietzmann, 11.06.2010 10:51 Uhr
Gerade hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschieden, dass die Mitgliedstaaten die Niederlassungsfreiheit von Apotheken beschränken dürfen, da fordern die dänischen Apotheker eine Lockerung des strengen Lizenzsystems in ihrem Land und mehr unternehmerische Freiheiten, zum Beispeil was Filialgründungen oder Öffnungszeiten angeht. Am System der Bedarfsplanung und insbesondere am Fremdbesitzverbot halten die Pharmazeuten aber fest.
„Die Apotheker sollten in Eigenregie entscheiden dürfen, ob und wo sie eine Filiale eröffnen“, schreibt der dänische Apothekerverband in seinem Jahrbuch. Anders als in Deutschland ist in Dänemark die Neueröffnung von Apotheken nach geographischen und demographischen Gesichtspunkten geregelt. Anzahl und Lage der Apotheken werden vom Gesundheitsministerium bestimmt.
Aktuell benötigen die dänischen Apotheken nicht nur für einen Standortwechsel, sondern auch für die Eröffnung der maximal vier Filialen eine behördliche Genehmigung. „Wir wollen dieses System ändern. Zumindest über die Filialen sollte der Apotheker selbst entscheiden dürfen“, sagte eine Verbandssprecherin gegenüber APOTHEKE ADHOC. Dadurch ließe sich der Service verbessern und die Dienste besser am Bedarf der Bürger ausrichten.
Auch Gesundheitszentren der Gemeinden oder Krankenhäuser wollen die Apotheker als Standorte erschließen. „Derzeit ist es sehr teuer, wenn ein Apotheker in einem Gesundheitszentrum eine Hauptapotheke eröffnen möchte“, so die Sprecherin. Der Verband plädiert deshalb dafür, den Apothekern die Gründung von Filialen in diesen Einrichtungen zu erlauben.
Eine generelle Niederlassungsfreiheit streben die Apotheker allerdings nicht an. „Das Lizenzsystem gewährleistet eine flächendeckende Versorgung. Ohne die Regulierung würde niemand in abgelegenen Gebieten eine Apotheke betreiben“, so die Sprecherin. Aktuell müssen große Apotheken in Ballungszentren sogar eine Abgabe zur Finanzierung der Apotheken auf dem Land leisten.
Auch am bestehenden Fremdbesitzverbot will der Verband festhalten. „Es ist wichtig, dass nur Apotheker Apotheken besitzen können, Fremdbesitz birgt zu viele Gefahren“, so die Sprecherin. Derzeit sei der Apotheker fester Bestandteil der Gemeinde. „Bei internationalen Kapitalgesellschaften wäre für den Kunden nicht ersichtlich, wer eigentlich hinter der Apotheke steht und welche Interessen er verfolgt. Vor allem die Gefahr der Beeinflussung durch die Industrie wäre größer als aktuell“, so die Sprecherin.
Die dänischen Apotheker wollen dagegen nicht nur selbst entscheiden, wo sie sich niederlassen, sondern auch, wie lange sie geöffnet haben. „Es wäre wünschenswert, wenn sich die Apotheken dem neuen Öffnungszeitengesetz anschließen dürften, um ihren Service besser nach den Bedürfnissen der Kunden auszurichten“, so der Verband. Aktuell dürfen Apotheken lediglich 50 Stunden pro Woche geöffnet haben, mindestens aber von 9 bis 17 Uhr. An Sonntagen wird die Versorgung über Notdienste geregelt.