Apotheker werden zu Hausärzten Benjamin Rohrer, 08.03.2012 15:07 Uhr
In Wales sollen Apotheker in Zukunft erster Ansprechpartner für leichte Erkrankungen werden. Die walisische Landesregierung will die Hausärzte entlasten: So sollen Patienten mit Verstopfungen, Verdauungsstörungen, Heuschnupfen, Husten, Sodbrennen, Fußpilz, Läusen, Durchfall sowie Warzen auch in einer der 710 Apotheken um Hilfe bitten können. In diesen Indikationen darf der Apotheker auch verschreibungspflichtige Medikamente ohne ein ärztliches Rezept abgeben.
Der Regierung zufolge verbringen die Hausärzte in Wales mehr als 40 Prozent ihrer Sprechstunden mit der Behandlung leichter Beschwerden. Um den Apothekenbesuch für Patienten attraktiv zu machen, soll die Terminabsprache entfallen. Ähnlich wie in den Arztpraxen müssen die Apotheker aber die Behandlungen dokumentieren: Jeder Patient, der sich medizinisch beraten lassen möchte, muss sich daher zunächst in der Apotheke registrieren.
Die neuen Dienstleistungen sollen innerhalb der kommenden zwölf Monate in ganz Wales verfügbar sein. Ziel der Regierung ist es, dass sich innerhalb der ersten fünf Jahre eine halbe Million Waliser bei Apotheken registrieren. Pro erbrachter medizinischer Beratung werden die Apotheker mit einem Fixhonorar entlohnt. Für die Teilnahme an dem Programm müssen Apotheker an einer Fortbildung teilgenommen haben.
Die genaue Höhe der Vergütung muss noch ausgehandelt werden. Zudem wird derzeit noch eine Liste der Rx-Medikamente erstellt, die der Apotheker auch ohne Rezept dispensieren darf. Auch in der Apothekensoftware sind noch einige Änderungen nötig, bevor die Services flächendeckend eingeführt werden können.