Schweiz

Apotheker-Werbung: EllaOne im Kinderkino

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Berlin -

In 21 Basler Kinos läuft zurzeit ein Werbespot für die Pille danach – auch vor Kinderfilmen. Das sorgt für reichlich Kritik seitens der Eltern und in der Öffentlichkeit. Verantwortlich für die Aktion sind die beiden Apothekerverbände aus Basel. Dort versteht man die Aufregung nicht. Mit dem Spot wolle man ein möglichst breites Publikum erreichen, weil die Beratung für die Pille danach eine wichtige Kompetenz der Apotheker darstelle.

Man kann sich die Szene sehr gut ausmalen: Im Basler Pathé-Kino läuft ein Kinderfilm. Eltern lehnen sich zurück, Kinder plappern voller Vorfreude. Die obligatorischen Werbespots beginnen. „Gummi geplatzt?“, flimmert auf einmal über die Kino-Leinwand. Da könnte manchen Eltern schon mal das Popcorn im Halse stecken bleiben. Werbung für die „Pille danach“, namentlich EllaOne – direkt vor einem Kinderfilm? Das löst Irritationen aus, nicht nur bei den Erziehungsberechtigten. „Kino-Werbung für die Pille danach? Das geht doch einfach zu weit“, sagte Margrit Kessler, Präsidentin der Stiftung für Patientenschutz dem Nachrichtenportal Nau.ch. „Hier geht es nur um Kommerz. Wo ist da noch die Ethik?“

Auftraggeber dieser Werbung ist der Apothekerverband. Dieser erklärte, die Spots würden in den unterschiedlichsten Filmen und insgesamt 21 Basler Kinos gestreut, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen. Die Aktion soll noch bis Ende des Jahres laufen. Den Spot vorzeitig von der Leinwand zu nehmen, ist demnach nicht geplant.

Die Apotheker bestreiten offenbar erst gar nicht, die Pille danach aus wirtschaftlichen Gründen zu bewerben. Um das Notverhütungsmittel danach zu erhalten, ist in der Schweiz ein Beratungsgespräch in der Apotheke Pflicht. Diese Beratung und das Präparat kosten rund 60 Franken. „Die Beratung im Rahmen der Pille danach stellt für die Apotheken eine wichtige Kompetenz dar“, sagte eine Sprecherin des Apothekerverbands dem Nachrichtenportal 20 Minuten. Sobald die Kinowerbung Ende Jahr auslaufe, werde man auf Werbung in den Trams setzen.

Fest steht: Die Apotheker bewegen sich juristisch auf sicherem Boden. Laut der geltenden Verordnung über die Arzneimittelwerbung ist die Bewerbung von rezeptfreien Medikamenten, selbst wenn sie vorherige Beratung erfordern, erlaubt. Das Notfallkontrazeptivum EllaOne ist in der Schweiz seit knapp zwei Jahren ohne Rezept erhältlich.

Xenia Schlegel, Geschäftsführerin der Stiftung Kinderschutz Schweiz, warnt vor der Dramatisierung des Themas: „Solch ein Werbespot im Kino ist für das Kind und für die Eltern eine unglückliche Situation. Die Kinobetreiber sollten sich überlegen, welche Werbung sie wann platzieren“, sagte sie gegenüber 20 Minuten. Es könne Fragen von den Kindern zum Werbespot geben. Andererseits sei es aber für deren Eltern eine gute Möglichkeit, mit den Kindern eine altersgerechte Diskussion über die Sexualität zu führen. Wichtig sei, dass man die Kinder mit ihren Fragen nicht alleine lasse.

Vor rund einem Jahr stand das Notfallkontrazeptivum EllaOne bereits im Fokus der Öffentlichkeit. Der Herstellers HRA Pharma hat auf den Toiletten von rund 40 Clubs in Zürich und Winterthur für sein Produkt geworben. Die Kampagne erregt zwar viel Aufmerksamkeit, stieß aber auch vor allen bei Patientenvertretern, in der Politik und in den Fachkreisen auf harsche Kritik.

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