Schweiz

Apotheker testen Versandapotheken

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Patienten in der Schweiz können in den kommenden zwei Wochen im Internet gekaufte Arzneimittel in Apotheken testen lassen. Die Aktion ist Teil der „Stop Piracy“-Kampagne des Apothekerverbandes gegen illegale Internetapotheken. 760 der etwa 1700 Apotheken der Schweiz wollen insbesondere die Verpackungen, Beipackzettel und Herstellerinformationen unter die Lupe nehmen. Auch die Wirkstoffzusammensetzung von Medikamenten soll überprüft werden können.

Ziel der Kampagne ist es, auf die Risiken des Internethandels mit Arzneimitteln hinzuweisen. Wenn dem Apotheker eine Verpackung auffällt, kann er das Medikament an die Schweizer Arzneimittelbehörde schicken. Dort kann das Online-Präparat auch im Labor untersucht werden. Der Apothekerverband hofft, auf diese Weise gefälschte Präparate zu enthüllen. Neben dem Apothekerverband und der Arzneimittelbehörde unterstützen auch zwei Pharma-Verbände die Kampagne.

Große Resonanz versprechen sich die Apotheker allerdings nicht: „Bei vielen Personen wird die Scham über den Internetkauf überwiegen“, so ein Verbandssprecher. Die Ängste seien allerdings unberechtigt, weil die Beratungen und Arzneimitteltests anonymisiert stattfänden. Insgesamt erwartet der Apothekerverband einige zehntausend Gespräche sowie wenige hundert Einsendungen an die Arzneimittelbehörde.

Die Apotheker-Kampagne kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Versandapotheke „Zur Rose“ mit einem neuen Angebot für Aufregung sorgt: Obwohl Arzneimittel in der Schweiz nur verschickt werden dürfen, wenn ein Rezept vorliegt, bietet „Zur Rose“ seit Anfang des Jahres OTC-Arzneimittel im Internet an. Die Patienten müssen hierzu einen Online-Gesundheitsfragebogen ausfüllen, ein von „Zur Rose“ beauftragter Arzt stellt dann ein Rezept aus.

Im April hatte der Apothekerverband das zuständige Gesundheitsdepartment des Kantons Thurgau um Stellungnahme gebeten: Die Gesundheitsfragen reichen aus Sicht der Apotheker für die Diagnosestellung nicht aus.

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