Österreich

Apotheker sollen Diabetiker identifizieren

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Berlin -

Auf 30 bis 50 Prozent schätzen Experten die Dunkelziffer bei Diabetes. In Österreich könnten künftig Apotheker helfen, bislang unerkannte Diabetiker zu identifizieren: In Oberösterreich startet im Februar ein Modellprojekt, bei dem gezielt Apothekenkunden mit möglicherweise erhöhtem Diabetesrisiko angesprochen werden. Mittels Fragebogen sollen die Mitarbeiter Informationen zu Blutdruck, Body-Maß-Index, Ernährungsgewohnheiten und sportlichen Aktivitäten einholen. Auf die Antworten gibt es Punkte, bei hohem Scorewert werden die Kunden an den Arzt verwiesen.

Die Gespräche müssen von den Apothekern dokumentiert werden. Die genauen Vorgaben hat die Oberösterreichische Apothekerkammer zusammen mit dem Ärzte- und Apothekernetzwerk AM Plus entwickelt. Die Teilnahme am Projekt ist freiwillig. Bei der Oberösterreichischen Apothekerkammer geht man davon aus, dass sich 25 bis 50 Prozent der 200 Apotheken beteiligen werden.

Die Kosten für die zweitägigen Schulungen übernimmt die Kammer. Eine Vergütung ist zunächst nicht vorgesehen: „Zunächst wollen wir sehen, wie das Pilotprojekt ankommt, dann kann man sich Gedanken über eine Honorierung machen“, sagt Kammerpräsident Thomas Veitschegger.

Das Modellprojekt, das die Apotheker und die Kasse zusammen mit der Ärztekammer und dem Land Österreich durchführen, ist auf bis zu zwei Jahre angelegt. Die wissenschaftliche Evaluierung übernimmt die Gebietskrankenkasse zusammen mit dem Institut für Gesundheitsplanung, einer Kooperation der Kasse mit den Städten Linz und Wels.

Patienten, bei denen Diabetes bereits diagnostiziert ist, sollen von den Apothekern zu einer Teilnahme am bundesweiten Disease-Management-Programm (DMP) „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“ motiviert werden. Anders als in Deutschland gibt es in Österreich für die Patienten keine finanziellen Anreize, an solchen Programmen teilzunehmen – die Oberösterreichische Gebietskrankenkasse hofft deshalb, dass bei entsprechender Beratung in der Apotheke die Teilnehmerzahlen steigen. Bietet der jeweilige Hausarzt kein DMP an, soll die Apotheke außerdem gezielt über Krankheitsbild und eine Umstellung der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten informieren.

 

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