Italien

Apotheker-Protestaktion: Sonderangebot für Tavor

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Berlin -

Die Schaufenster des Apothekers Paolo Gradnik aus Mailand sorgen derzeit in ganz Italien für Schlagzeilen: Da, wo andere Pharmazeuten für Vichy, Aspirin und Pflaster werben, bewirbt Gradnik sein Sonderangebot für das Beruhigungsmittel Tavor (Lorazepam): Für zwei Packungen gibt es eine dritte gratis dazu. Mit seiner Aktion will der Pharmazeut gegen die Spargesetze der italienischen Regierung protestieren, mit denen Teile des Apothekenmarktes liberalisiert wurden.

 

Mit seinem ersten Liberalisierungsgesetz namens „Rette Italien!“ hatte Ministerpräsident Mario Monti im Dezember Rabatte auf die Medikamentenliste „Fascia C“ freigegeben. In dieser Liste sind sowohl OTC-Präparate als auch verschreibungspflichtige Arzneimittel enthalten, die allerdings nicht von den Kassen erstattet werden. Auch Lorazepam gehört zur „Fascia C“. Anfang des Jahres legte die Regierung nach und erlaubte Rabatte und Werbeaktionen auf sämtliche Rx-Arzneimittel.

Für den Apotheker aus Mailand war das der Schritt zu viel: Für die Werbeplakate suchte er sich ein Schaufenster seiner „Farmacia Internazionale“ aus, vor dem sich eine stark frequentierte Bushaltestelle befindet. Auf zwei leuchtend gelben Schildern prangt in großen, schwarzen Buchstaben: „Rauschmittel: 3 für 2“. Immer, wenn der Arzt dem Patienten keine bestimmte Menge des Beruhigungsmittels verordnet, weist Gradnik auf sein Angebot hin. „Wir haben viel Laufkundschaft. Einige Passanten haben es schon wahrgenommen.“

 

 

In den vergangenen Tagen musste sich Gradnik viele Fragen beantworten: Warum bewerben Sie das Mittel wie einen Hustenbonbon? Was wollen Sie damit erreichen? Gradnik antwortet dann mit einer Gegenfrage: „Bin ich ein Verrückter, der seinen Patienten schadet? Oder ein Held, der Italien rettet, so wie es unser Premier Mario Monti mit seinem ersten Gesetz beschrieben hat?“ Eigentlich entspreche so ein Vorgehen auch nicht seinem Berufsethos – bei rigorosen Gesetzen brauche es aber ebenso rigorose Protestaktionen, erklärt der Pharmazeut.

Weil die Regierung beide Liberalisierungsgesetze als Notdekret verabschiedet hat, sind sie schon in Kraft. „Meine Werbeaktion ist daher rechtens“, sagt Gradnik. Trotzdem habe der Präsident der lombardischen Apothekerkammer um einen Gesprächstermin gebeten. Gradnik will die Werbung aber vorerst nicht aus seinem Schaufenster nehmen: „Bis das Parlament seine Änderungsanträge zu dem Gesetz eingebracht hat, werde ich weitermachen.“

Es ist nicht die erste Protestaktion eines Apothekers gegen Monti: Schon im Dezember, nach dem ersten Liberalisierungspaket, war ein Pharmazeut aus dem norditalienischen Udine in den Hungerstreik getreten – und in seine Apotheke gezogen, wo er bis heute haust.

 

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