Griechenland

Apotheker: Patienten müssen Tabletten vierteln

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Berlin -

Griechische Apotheker kämpfen derzeit nicht nur mit schrumpfenden Margen und ausbleibenden Zahlungen der Krankenkassen, sondern auch mit Bestellproblemen: Weil die großen Pharmahersteller fürchten, noch tiefer in das griechische Finanzchaos hineingezogen zu werden, schränken sie ihre Lieferungen ein. Nicht für jedes Präparat gibt es Substitutionsmöglichkeiten.

 

Die Liste der betroffenen Medikamente ist lang: Atrovent von Boehringer Ingelheim und weitere Präparate für Atemwegserkrankungen und Herzkrankheiten, aber auch Aspirin, Antidepressiva und Blutdruckmedikamente sind nur schwer erhältlich. „Vor allem die großen Firmen wie AstraZeneca, Pfizer, Novartis und GlaxoSmithKline liefern nur noch eingeschränkt“, sagt eine Apothekerin aus Athen.

Nicht immer sei eine Substitution möglich: Bei Rezepten über das Blutdruckpräparat Tenormin in der Dosierung von 25 Milligramm etwa müsse den Patienten derzeit das Präparat à 100 Milligramm mitgegeben werden. „Gerade ältere Menschen haben aber Probleme, die Tabletten zu vierteln.“

Auch die Großhändler berichten von Problemen: „Die Hersteller haben die Zahlungsziele angezogen“, sagt Irene Markaki, Vizepräsidentin des griechischen Großhandelsverbandes. Früher hätten sie rund einen Monat Zeit für die Überweisungen gehabt, nun verlangten einige Hersteller das Geld innerhalb von zehn Tagen, manche lieferten sogar nur gegen Vorkasse.

 

 

Die Großhändler sehen sich besonders betroffen. „Wir sind die einzigen in der Versorgungskette, die noch zahlen“, so Markaki weiter. Denn die Apotheker warteten vergebens auf die Zahlungen der Kassen – der Staat gebe das Geld stattdessen lieber für Renten aus. Die Pharmazeuten wiederum könnten deshalb die Rechnungen der Großhändler nicht begleichen.

Gestern hat sich Markaki mit Pharmaherstellern getroffen, um für Unterstützung zu werben. Sie hofft, dass es hilft, die Situation zu entspannen. Schließlich sei man aufeinander angewiesen.

Griechenland ist von den ausländischen Herstellern besonders abhängig: Nur rund 15 Prozent der benötigten Präparate werden in der Hellenischen Republik produziert, die restlichen 85 Prozent müssen importiert werden. Generika werden zudem nur selten abgegeben: Ende Februar lag die Quote bei knapp 20 Prozent, der griechische Gesundheitsminister Andreas Loverdos peilt 60 Prozent an.

Die Apotheker wollen derweil erneut streiken: Morgen müssen Patienten landesweit ihre Rezepte direkt selbst bezahlen.

 

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