USA

Apotheker klagen über gestohlene Patienten APOTHEKE ADHOC, 27.07.2010 11:10 Uhr

Berlin - 

In den USA werden die selbstständigen Apotheker zunehmend an die Wand gedrückt. Weil Gesundheitskonzerne wie CVS/Caremark oder Walgreens nicht nur Verhandlungsführer im Auftrag der Krankenversicherungen, sondern gleichzeitig direkte Wettbewerber sind, sehen sich die Apotheker substantiell benachteiligt. In einem offenen Brief kritisiert der US-Apothekerverband Interessenkonflikte und verfilzte Strukturen in der Arzneimittelversorgung.

In den USA verhandeln Pharmacy Benefit Manager (PBM) mit Apotheken über Versorgungsaufträge und Vergütung. Wer die Konditionen nicht akzeptiert, darf die Versicherten nicht versorgen. Besonders heikel finden die Apotheker allerdings, dass die PBM-Konzerne oft ein Interesse daran haben, Patienten an die konzerneigenen Apothekenketten und Versandapotheken umzuleiten.

In ihrem Brief kritisieren die Apotheker, dass dabei auch noch mit unfairen Mitteln gespielt wird. So würden Krankenversicherungen und Arbeitgeber mit hohen Rabatten getäuscht, die wegen künstlich angehobener Preise keinerlei Einsparung brächten. Auf diese Weise sicherten die PBM ihren Versandapotheken Marktanteile, obwohl dieselben Medikamente in inhabergeführten Apotheken günstiger seien.

Es sei äußerst wichtig, dass die Behörden „das Spiel der PBM“ durchschauten, so die Apotheker. „Wir glauben, dass im Versandhandel eingelöste Rezepte letztlich teurer für Versicherungen sind.“ Zudem gebe es für die Arbeit von PBM keine Regulierungen: „PBM durften von Anfang an praktisch ohne Kontrollen arbeiten.“ Lediglich vor Gericht würden PBM regelmäßig überführt. Seit Jahren steige die Zahl der Betrugsprozesse.

Schon bald könnten die Konzerne zu mehr Transparenz verpflichtet werden: Die zuständige Aufsichtsbehörde hat vorgeschlagen, dass PBM den Versicherungen alle ausgehandelten Rabatte und Vergünstigungen mitteilen müssen. Nach Vorgaben der Gesundheitsreform sollen sie außerdem offen legen, wie hoch die Generikaquote und die Zahlungen an die Apotheken sind. Zusätzlich sollen PBM staatlichen Inspektionsbehörden Zugang zu allen Akten und Verträgen gewähren.