Der US-Apothekerverband NCPA hat den geplanten Zusammenschluss der der Apothekenkette CVS und des Krankenversicherers Aetna kritisiert. Die Übernahme könne „schädliche Auswirkungen auf Verbraucher und Vor-Ort-Apotheken haben“.
Nach Ansicht der Apotheker nutzen die Effizienzen, mit denen CVS und Aetna für ihre Fusion werben, den beiden Firmen mehr als den Verbrauchern. Letztere könnten ihre Gesundheitsversorger ohnehin selten selbst wählen, sondern seien an die Vorgaben ihrer Versicherung gebunden. Diese Tendenz würde sich durch die Fusion verstärken. „Konsumenten sollten die Freiheit haben, die Dienstleister auszuwählen, die die besten Resultate in Bezug auf Gesundheit und Kosteneffizienz bieten“, fordert die NCPA.
Die CVS-Schwester Caremark handelt bereits heute als sogenannter Pharmacy Benefit Manager (PBM) Arzneimitteltarife für Aetna aus. Nur Apotheken, die sich den Konditionen beugen und einen Vertrag haben, dürfen die Rezepte der entsprechenden Versicherten beliefern. NCPA beklagt, dass in den vergangenen zwei Jahren unabhängige Apotheken von einer Liste mit bevorzugten Partnern der Versicherung verschwunden sind. Der Verband befürchtet, die Konzerne könnten Patienten in Zukunft vermehrt zu hauseigenen Apotheken oder Versandapotheken leiten.
PBM kassieren im US-Gesundheitssystem einen Teil der von ihnen ausgehandelten Rabatte, wodurch die Medikamente für Versicherer faktisch teurer werden. „Der größte Teil der erwarteten Einsparungen könnten die Kosten sein, die PBM auf verschreibungspflichtige Medikamente aufschlagen“, befürchtet NCPA.
CVS will Aetna für rund 69 Milliarden US-Dollar (58 Milliarden Euro) übernehmen. Aktionäre und Aufsichtsbehörden müssen allerdings noch zustimmen. Nach Einschätzung von Experten dürften die Chancen gut stehen, dass die Kartellhüter grünes Licht geben, da es um einen sogenannten vertikalen Zusammenschluss zweier Konzerne geht, die nicht in direkter Konkurrenz stehen, und die Versicherungsbeiträge sogar sinken könnten.
Nicht zuletzt, weil der Online-Riese Amazon dem Einzelhandel zusetzt, steht CVS unter wachsendem Konkurrenzdruck. Durch den Kauf von Aetna mit mehr als 22 Millionen Versicherten würde die 9700 Filialen und 1100 ambulante Kliniken zählende Kette ihr Geschäft deutlich breiter aufstellen.
Auch der US-Versicherungsmarkt ist jedoch hart umkämpft, weshalb Branchengrößen wie Aetna schon länger nach Fusionspartnern Ausschau halten. Erst Anfang 2017 musste der Konzern wegen Bedenken der US-Kartellwächter die Übernahme des Rivalen Humana abblasen.
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