Griechenland

Apotheker brauchen 1,5 Milliarden Euro

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Berlin -

Die griechische Arzneimittelversorgung durch Apotheken steht vor dem Kollaps: Seit fast zwei Jahren erhalten die Pharmazeuten nur noch sehr unregelmäßig Geld vom Gesundheitsdienst. In den vergangenen 95 Tagen wurde laut Apothekerverband kein einziges Rezept beglichen. Insgesamt schuldet der Nationale Gesundheitsdienst (EOPYY) den Pharmazeuten mehr als 1,5 Milliarden Euro. Immer mehr Apotheken schließen, seit Monaten gibt es Medikamente vielerorts nur noch gegen Bares.

 

Allein in Athen hätten inzwischen mehr als 150 Apotheken schließen müssen, weil sie ihre Schulden bei Großhändlern, Herstellern und Banken nicht mehr begleichen konnten, so Dimitris Karageorgiou, Generalsekretär des Apothekerverbandes.

Schon im März waren die Apotheker auf die Straße gegangen und hatten gestreikt. Im September entschlossen sich die Pharmazeuten, keine Kassenrezepte mehr zu akzeptieren und bares Geld zu verlangen.

Griechenlands Gesundheitsminister Andreas Lykourentzos reagierte mit einer Drohung: Man könne auch darüber nachdenken, die Abgabe von OTC-Präparaten zu liberalisieren, sodass auch Supermärkte die Medikamente anbieten könnten. In Medienberichten bezeichnete er die Apotheker als „unnachgiebig“, weil diese keine Kassenrezepte mehr annehmen.

 

 

Griechenlands Gesundheitssystem ist seit Jahren von der Wirtschaftskrise gebeutelt: Auf Druck der EU und der Troika verstaatlichte die Regierung im vergangenen Jahr das gesamte Krankenkassensystem. Aus mehreren einzelnen Kassen wurde der Nationale Gesundheitsdienst (EPOYY). Die Schulden der einzelnen Kassen nahm der EOPYY allerdings mit. Durch die Vereinheitlichung aller Abrechnungen kamen zudem bürokratische und technische Probleme hinzu.

Bei Verhandlungen mit den Apothekern in der vergangenen Woche sicherte das Ministerium zu, die offenen Beträge aus dem Monat Juli bis zum 8. Oktober zu begleichen. „Das glaube ich erst, wenn ich es sehe“, so Karageorgious Kommentar. Insgesamt gehe es um mehr als 350 Millionen Euro. Trotzdem wollen die Apotheker weiterhin keine Rezepte akzeptieren, schließlich schulde der Staat den Pharmazeuten dann immer noch mehr als 1 Milliarde Euro.

Die Verantwortung liegt aus Sicht des Apothekerverbandes auch bei allen anderen EU-Mitgliedstaaten: „Die Arzneimittelversorgung ist ein grundlegendes Menschenrecht und hat wenig mit internationaler Politik zu tun“, so Karageorgiou. Die EU solle daher aufhören, von der griechischen Regierung Reformen im Gesundheitswesen zu verlangen. Die finanziellen Hilfspakete müssten als erstes ins Gesundheitssystem fließen: „Um die Versorgung zu sichern, brauchen wir bis zum Jahresende 1,5 Milliarden Euro.“

 

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