Apotheker bestreiken Mailänder Kette APOTHEKE ADHOC, 19.06.2008 12:38 Uhr
In Mailand haben am Dienstag rund 200 Mitarbeiter der kommunalen Apothekenkette gegen geplante Änderungen ihrer Arbeitszeiten gestreikt. Die Betreibergesellschaft Azienda Farmacie Milanesi (A.F.M.), an der die italienische Celesio-Tochter Admenta Italia 80 Prozent der Anteile hält, will den Apothekern zufolge in 18 der 84 Apotheken die Öffnungszeiten auf 54 Stunden pro Woche verlängern. Die Angestellten fordern dafür mehr Personal; nur auf diese Weise könne die sichere Versorgung der Patienten noch gewährleistet werden.
Einer Sprecherin der Gewerkschaft CISL zufolge ist der Personalbestand in den Apotheken unzureichend, nicht nur für eine Verlängerung der Öffnungszeiten, sondern bereits für den derzeitigen Apothekenbetrieb. Alleine im ersten Quartal seien mehr als 8500 Überstunden angefallen; also pro Apotheke im Durchschnitt rund 100 Stunden. Diese Zahl belegt nach Ansicht der Gewerkschaft, wie schwierig die Situation bei Ausfällen durch Krankheitsfälle oder Urlaube ist.
Acht Stunden lang blieben daher fast alle kommunalen Apotheken geschlossen; nur wenige Manager verweigerten den Streikenden zufolge die Teilnahme an der Aktion, die durch die drei großen Gewerkschaften Italiens unterstützt wird. Außerdem fand eine Protestkundgebung auf dem Palazzo Marino statt. Mit einem Vertreter der Gemeindeverwaltung seien gemeinsame Gespräche der Angestellten und der Betreibergesellschaft vereinbart worden, hieß es.
Celesio teilte mit, A.F.M. habe bereits im Mai Gespräche mit den Angestellten aufgenommen und sich bereit erklärt, wie gefordert neun statt der ursprünglich ausgehandelten sechs Apotheker in Vollzeit einzustellen, entsprechend 19 neuen Teilzeit-Arbeitsplätzen.
Die italienische Nachrichtenagentur „Adnkronos“ zitiert eine Mitteilung von A.F.M., in der das Unternehmen seine Missbilligung über die durch den Streik entstandenen Schäden zum Ausdruck bringt. Die Mitarbeiter müssten verstehen, dass die Ausweitung der Geschäftszeiten mit dem Willen nach einem besseren Service für die Verbraucher verbunden sei.
Die kommunalen Apotheken Mailands sind auch Ausgangspunkt eines Vertragsverletzungsverfahrens gegen Italien: Nachdem das italienische Verfassungsgericht 2003 ein Verbot zum Betrieb von kommunalen Apotheken durch Hersteller und Großhändler bestätigte, beschwerte sich Celesio im Sommer 2004 bei der EU-Kommission. Der Europäische Gerichtshof wird nicht nur über das Beteiligungsverbot, sondern auch über das generelle Fremdbesitzverbot für private Apotheken entscheiden.