Frankreich

Apotheker aus der Schusslinie? Violet Ogunsuyi, 17.10.2014 17:12 Uhr

Berlin - 

Frankreichs Apotheker können für's Erste aufatmen: Die in Paris von Wirtschaftsminister Emmanuelle Macron vorgestellten Reformpläne fallen bei Weitem nicht so drastisch aus wie befürchtet. Eher im Gegenteil: „Wir denken, es wird sich im Zuge der Reformen für die Apotheken kaum etwas verändern“, so ein Sprecher des Apothekerverbands FSPF.

Vor drei Wochen waren die Apotheker zu Tausenden auf die Straße gegangen, um gegen die geplanten Reformen der sozialistischen Regierung zu protestieren. Am Streiktag blieben rund 87 Prozent aller 22.000 Apotheken geschlossen, in manchen Städten wie etwa Lyon beteiligten sich alle Apotheker an dem Streik.

Der Protest scheint Wirkung gezeigt zu haben: Die Regelungen zum Mehrbesitz bleiben dieselben wie bislang: Apotheker können sich seit 2003 über offene Handelsgesellschaften, sogenannte Societées d'exercice libérale (SEL), an bis zu drei weiteren Apotheken beteiligen. Der jeweils verantwortliche Leiter muss immer die Mehrheit halten. Die Hälfte der Apotheken soll bereits in entsprechenden Strukturen sein.

Auch die Entlassung von OTC-Produkten aus der Apothekenpflicht ist vom Tisch. Für den Verkauf von Medikamenten werde es auch in Zukunft nur einen Ort geben – die Apotheke, twitterte Kammerpräsidentin Isabelle Adenot. Im Vorfeld hatte die Supermarktkette Leclerc eine Umfrage vorgelegt, derzufolge mehr als 70 Prozent der Franzosen keine Einwände haben, nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel auch außerhalb der Apotheke zu kaufen.

Was aus dem Fremdbesitzverbot wird, bleibt allerdings zunächst schleierhaft. Macron kündigte eine „Öffnung“ an; diese solle allerdings auf „Fachpersonal“ beschränkt sein.

Was genau unter dem Begriff zu verstehen ist, darüber sind sich die Apotheker im Unklaren. Ob Macron angestellte Apotheker gemeint habe, andere Leistungserbringer oder sogar alle freien Berufe, sei derzeit ein „Rätsel“, heißt es von der Kammer.

Zwei weitere Bereiche sollen laut Macron im Zuge der Reformen definitiv angegangen werden: Die Bedarfsplanung soll gelockert werden, beim OTC-Versandhandel sollen einige rigide Vorschriften fallen. Diese Maßnahmen werden es nach Ansicht Macrons erlauben, den Berufsstand zu modernisieren und effizienter zu gestalten. Die Kammer werde all diese Änderungen wachsam verfolgen, kündigte Adenot an.