Großbritannien

Supermärkte sind die besseren Apotheken

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Berlin -

Die britische Verbraucherorganisation Which? hat zum dritten Mal

Apotheken getestet und kommt wieder zu einem ernüchternden Ergebnis: In

unabhängigen Apotheken wird besonders schlecht beraten – nur die

Phoenix-Kette Rowlands hat noch weniger Punkte. Gewinner sind neben

Lloydspharmacy (Celesio) die Supermärkte mit eigenem Apothekenschalter.

Immerhin: Die Tester sind erstmals „vorsichtig optimistisch“, dass es

bei der Beratung voran geht.

Das britische Pendant zu Stiftung Warentest hatte im Februar und März Testkäufe in 122 Apotheken durchgeführt. Geprüft wurden drei Szenarien: Ein Patient, der nach eigenem Bekunden seit einer Urlaubsreise an Durchfall litt, sollte auf eine Infektion als mögliche Ursache angesprochen und an einen Arzt verwiesen werden. Hier schlossen neun Apotheken mit gut ab, 16 mit befriedigend und 15 mit ungenügend.

Außerdem sollte bei einem vermeintlichen Migräne-Patienten durch Nachfragen die Eignung für eine Selbstmedikation mit Imigran Recovery (Sumatriptan) herausgefunden werden. Neun Apotheken erhielten die Bewertung gut, 23 befriedigend und neun unbefriedigend.

Damit waren die Ergebnisse besser als 2008, allerdings lasteten die Tester zwölf Mitarbeitern an, sie unnötig an einen Arzt verwiesen und damit Ressourcen im Gesundheitswesen vergeudet zu haben.

Schließlich verlangten die Testkäufer das Magenmittel Pantoloc Control (Pantoprazol), das erst vor kurzem aus der Verschreibungspflicht entlassen wurde. Hier hätten die Apothekenmitarbeiter herausfinden müssen, dass der Patient den Gerinnungshemmer Coumadin (Warfarin) einnimmt, und auf die potentielle Interaktion hinweisen müssen. „Extrem besorgniserregend“ fanden die Tester die Ergebnisse: Nur fünf Apotheken erhielten gut, sieben befriedigend, aber 29 Apotheken unbefriedigend.

Vor allem bei Beratungsgesprächen mit PTA waren die Tester unzufrieden: Zwei Drittel des Testkäufe verliefen unbefriedigend; wenn ein Apotheker eingeschaltet war, lag die Quote bei einem Viertel. „Ein beschäftigter Apotheker kann sich nicht um jeden Verkaufsvorgang kümmern. Aber er muss durch adäquates Training sicherstellen, dass seine Mitarbeiter dem Kunden zuhören und die richtigen Fragen stellen“, lautet das Fazit der drei Apotheker, die den Test für Which? ausgewertet haben.

Desaströs waren die Ergebnisse wieder für die unabhängigen Apotheken: 58 Prozent erhielten die Note ungenügend, 27 Prozent befriedigend und 15 Prozent gut. Schlechter war nur die Phoenix-Kette Rowlands mit 73 Prozent ungenügend, 27 Prozent befriedigend und keinem einzigen guten Ergebnis.

Die Drogerie- und Apothekenketten Boots und Co-op liegen im Mittelfeld: mit jeweils rund 60 Prozent mit den Noten gut oder befriedigend. Etwas besser ist die Rossmann-Schwester Superdrug mit 77 Prozent in den beiden besseren Noten.

Ganz vorne finden sich Lloyds und die Supermärkte mit jeweils 83 Prozent gut oder befriedigend. Allerdings sind Asda, Morrisons, Sainsbury's und Tesco die besten Apotheken: Jeder dritte Testkauf führte zu einem guten Ergebnis.

Die Berufsvertretung der Apotheker will im Sommer auf einer Tagung einen neuen Ansatz entwicklen, nach dem Apotheken künftig getestet werden sollen. Für die Pharmazeuten ist es der zweite Negativaufschlag in wenigen Monaten: Kurz vor dem Jahreswechsel hatten Testkäufer des TV-Senders BBC unter anderem Valium (Diazepam) und Viagra (Sildenafil) ohne Rezept verlangt. Gegen fünf Pharmazeuten wurden seitdem Berufsverbote verhängt.

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