Finnland

Apothekenkette muss Gemeinwohl nachweisen

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Berlin -

In Finnland gibt es keine Apothekenketten – außer eine. Seit mehr als 250 Jahren versorgt die Apotheke der Universität in Helsinki Patienten mit Arzneimitteln. 1953 um eine erste Filiale erweitert, betreibt Yliopiston Apteekki heute 16 Apotheken und beliefert 10 Prozent aller Verordnungen in Finnland. Der Grund, warum es ausgerechnet in einem Land mit Fremdbesitzverbot die älteste Apothekenkette in Europa gibt, ist einfach: In den Filialen sollen Pharmaziestudenten ausgebildet werden. Jetzt muss die Kette beweisen, dass sie ihrer Aufgabe nachkommt.

 

Im finnischen Apothekengesetz wird die Ausnahme vom Fremdbesitzverbot damit gerechtfertigt, dass die Apotheken der Universitäten in Helsinki und in Kuopio besondere Aufgaben erfüllen: Dazu gehört die Ausbildung von Pharmaziestudenten, die Forschung auf dem Gebiet der Arzneimittelversorgung und die Herstellung seltener pharmazeutischer Zubereitungen.

Dafür hat insbesondere Yliopiston Privilegien, die andere Apotheken nicht haben. Ein normaler Apotheker muss sich etwa der Bedarfsprüfung unterziehen, wenn er eine von bis zu drei möglichen Filialen eröffnen will. Für die Universitätsapotheke gilt das nicht – solang die Höchstzahl von 16 Betriebsstätten nicht überschritten wird.

In der Stadt Vantaa gab es im Februar 2008 Ärger. Yliopiston wollte eine Filiale in den Stadtteil Tammisto verlager, wo auch eine Apothekerin eine Filiale eröffnen wollte. Am Ende kam die Universität zum Zuge, die Apothekerin klagte. Bis vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH) wurde der Fall getragen – der gestern entschied, dass die Beschränkung der Niederlassungsfreiheit aus EU-Sicht rechtens ist.

Obwohl der Richterspruch aus Luxemburg der Apothekerin also nicht viel brachte, hat nun auch die Uni-Kette ein Problem: Laut Urteil muss nun nämlich das Gericht in Finnland prüfen, ob die Ausbildungsapotheken ihren besonderen Aufgaben auch tatsächlich nachkommen.

Das könnte eine heikle Angelegenheit werden. Zwar bilden die knapp 1000 Angestellten pro Jahr tatsächlich rund 100 Pharmaziepraktikanten aus. Doch ansonsten sind die Apotheken ein echter Wirtschaftsbetrieb, der der Universität jährlich Millionengewinne beschert und auch in Estland und im russischen St. Petersburg mit Filialen vertreten ist.

 

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