Bei Rite Aid wird aufgeräumt. Das Management der US-Apothekenkette wird ausgetauscht und die Organisationsstruktur reformiert. Damit soll der Aufbau des Konzerns an die aktuellen Gegebenheiten angepasst werden – denn von Rite Aid ist nicht mehr viel übrig.
CEO, COO, CFO, CAO – alle weg. Rite Aid tauscht beinahe seine gesamte Führung aus, um sich für die Zukunft aufzustellen. Firmenchef John Standley hat seinen Rückzug angekündigt, will aber noch im Amt bleiben, bis ein Nachfolger gefunden wurde. Der Aufsichtsrat werde sich umgehend um die Suche nach einem geeigneten Kandidaten kümmern. Kermit Crawford (Chief Operating Officer) und Darren Karst (Chief Financial Officer) verlassen beide das Unternehmen. Sie werden durch Bryan Everett und Matt Schroeder ersetzt.
Auch in der zweiten und dritten Reihe gibt es viele Wechsel: Mehrere Abteilungsleiter gehen, weitere sollen folgen. Insgesamt sollen allein in der Unternehmenszentrale nahe Harrisburg in Pennsylvania 400 Stellen gestrichen werden – über 20 Prozent der dortigen Belegschaft. Auch die Struktur des Unternehmens werde grundlegend reformiert, um die Effizienz zu erhöhen. Wie genau der Umbau aussehen soll, wurde noch nicht bekanntgegeben. 55 Millionen US-Dollar (39,8 Millionen Euro) sollen durch die Rosskur jährlich eingespart werden.
Man habe sich zum Ziel gesetzt, die Struktur und Führung des Unternehmens näher an der aktuellen Größe auszurichten, erklärte Verwaltungsratschef Bruce Bodaken. „Das sind schwere Entscheidungen und wir sind uns der Auswirkungen bewusst, die sie auf viele Mitarbeiter unseres Unternehmens haben. Dennoch ist es unvermeidlich, aktiv zu werden, um unsere Betriebskosten zu senken und ein effizienteres und profitableres Unternehmen zu werden.“
Der Schritt zur Senkung der Kosten und Anpassung an die derzeitige Unternehmensgröße war bereits erwartet worden, denn Rite Aid wurde in den letzten Jahren stark dezimiert. Von den landesweit über 5000 Filialen, die die Kette 2008 noch hatte, ist gut zehn Jahre später nur noch knapp die Hälfte übrig. Trotzdem war Rite Aid im Jahr 2018 nach Jahresumsatz auf Platz 94 der Fortune-Liste der 500 größten US-Unternehmen. Nach CVS und Walgreens Boots Alliance (WBA) ist es immer noch die drittgrößte Apothekenkette der USA und nach wie vor Marktführer an der Ostküste.
Doch die letzten Jahre waren turbulent. 2015 hatte Konkurrent WBA angekündigt, Rite Aid für 9,4 Milliarden Dollar zu übernehmen. Der Deal war eigentlich schon eingetütet, beide Unternehmen hatten zugestimmt und sogar Fristen samt Vertragsstrafen bei Rücktritt vereinbart. WBA verpflichtet sich sogar, 325 Millionen Dollar für den Fall zu zahlen, dass die Wettbewerbsaufsicht die Zustimmung zum Deal verweigern würde, wobei Konzernchef Stefano Pessina einige Kniffe in den Vertrag eingebaut hatte.
Wäre der Deal durchgegangen, hätten rund 12.900 Filialen zum Konzern gehört; jede fünfte Apotheke in den USA wäre dann Teil von Pessinas Imperium gewesen. Doch es kam anders: Die US-Kartellbehörde wollte einfach nicht zustimmen. Als sie Bedenken anmeldete, beschloss Pessina im Dezember 2016 den Verkauf von 865 Filialen an den Konkurrenten Fred‘s. Doch es half nichts, im Juli 2017 sagte Walgreens die Übernahme ab und zahlte die 325 Millionen Dollar – kündigte aber im selben Atemzug an, stattdessen für 5,2 Milliarden Dollar (4,6 Milliarden Euro) 2186 Filialen und drei Vertriebszentren von Rite Aid zu übernehmen.
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