Meterhoch liegt der Schnee in der Alpenregion auf den Hausdächern. Gefährlich wird es, wenn die Last zu schwer wird. Seit Tagen räumen deshalb Helfer zahlreiche vom Einsturz bedrohte Dächer. Auch in der Sonnberg Apotheke in Tirol befreit eine Baufirma derzeit das Flachdach des Gebäudes vom Schnee. Vor der Offizin wächst der Berg.
Seit Tagen schneit es im Süden Bayerns und Österreich. „So viel Schnee habe ich noch nie erlebt“, sagt Verena Tomaselli. Die Pächterin der Sonnberg Apotheke in Kirchberg in Tirol und ihr Team sind auf den Winter vorbereitet. Doch der überdurchschnittliche Schneefall seit Jahresbeginn sei nicht normal. „Es schneit die ganze Zeit.“ Aktuell mische sich in den Niederschlag Regen. „Dadurch bekommen wir das Problem, dass der Schnee auf den Dächern schwerer wird.“
Tomaselli informierte deshalb ihren Vermieter. Vor fünf Jahren eröffnete die rund 200 Quadratmeter große Apotheke in einem Neubau. In dem Gebäude gibt es noch einen Supermarkt. Die Apothekerin wollte wissen, wie es mit der Sicherheit aussah. Insgesamt schätzt sie die Dachfläche auf rund 800 Quadratmeter. „Der Schnee liegt mindestens eineinhalb Meter hoch.“ Aus Sicht der Statik sei die Lage noch nicht im gefährlichen Bereich. Vorsorglich ließ der Vermieter am Wochenende dennoch eine Firma anrücken. Jetzt fühle sich das Team wieder sicherer, so Tomaselli.
Mehrere Männer schippen die Last seitdem vom Dach der Apotheke. Davor wird der Schneeberg immer höher. „Es wird noch dauern, bis das Dach frei wird.“ Aus einem Schaufenster kann man gar nicht mehr raussehen. Der Betrieb laufe normal weiter. „Bei uns gibt es kein Chaos.“ Das Team und die Kunden nähmen die Situation mit Humor: „Die Kunden fragen, ob wir eine Rodelbahn vor der Apotheke haben.“
Die Sonnberg Apotheke liegt in den Kitzbühler Alpen mitten in einem Skigebiet. „Bei dem Wetter muss man flexibel sein“, sagt Tomaselli. „Wir sind Schnee gewohnt und freuen uns darüber.“ Alle Mitarbeiter seien Wintersportler. Einschnitte habe es kaum gegeben. Nur einmal habe eine Angestellte nicht zur Arbeit kommen können, weil die Zufahrtsstraßen zu ihrem Wohnort gesperrt gewesen seien.
Die Urlauber seien momentan wegen zahlreicher gesperrter Pisten ausgebremst. Dadurch sei auch in der Apotheke weniger los. Normalerweise sei derzeit wirtschaftlich die stärkste Zeit. Touristen kämen mit Unterkühlungen, Sehnenrissen, Knochenbrüchen und Erkältungen in die Apotheke. Dass derzeit weniger los ist, ist für das Team in Ordnung. „Das entschleunigt“, sagt Tomaselli.
Der starke Schneefall sorgte vergangene Woche auch im Erzgebirge und der deutschen Alpenregion für Verzögerungen in der Apotheke. Lieferungen kamen verspätet, die Kunden erreichten nur schwer die Offizin. Patienten, die ihre Medikamente nicht abholen könnten, aber dringend benötigten, würden per allradtauglichem Botenfahrzeug versorgt. Die Versorgung sei bislang nicht gefährdet gewesen.
APOTHEKE ADHOC Debatte