Italien

Apotheken übernehmen Ärzte-Aufgaben

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Italienische Apotheken sollen mehr Kompetenzen bekommen. Um die medizinische Versorgung in ländlichen Gebieten zu verbessern, sollen die Pharmazeuten Kernaufgaben der Ärzte übernehmen und somit zu lokalen Gesundheitszentren werden. Ein entsprechendes Dekret hatte das Parlament schon vor einem Jahr bewilligt - wegen Protesten der Regionen und Apothekerverbände gegen die Finanzierung ist das Gesetz bis heute nicht umgesetzt worden.

Insbesondere wegen der mangelnden medizinischen Versorgung sah die Regierung Handlungsbedarf: Da italienische Ärzte ihre Praxen nicht länger als 15 Stunden pro Woche öffnen müssen und es für Mediziner auch keine Bedarfsplanung gibt, haben vielen Patienten oft nur schlechten Zugang zu medizinischen Untersuchungen.

Einige dieser Untersuchungen dürfen in Zukunft Apotheker durchführen. Um zum Beispiel den Cholesterinspiegel zu messen, dürfen Apotheken Kapillarblutmessungen durchführen. Auch die Auswertung des Urins und die Untersuchung des Stuhlgangs auf okkultes Blut fallen künftig in die Kompetenzen der Apotheker. Im technischen Bereich werden die Offizinen mit EKG-Geräten ausgestattet, um Anfangsdiagnosen über Herzkrankheiten zu stellen.

Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, dürfen Apotheker fortan auch Krankenpfleger, Physiotherapeuten sowie Sozialarbeiter anstellen. Die neuen Mitarbeiter sollen auch an der häuslichen Versorgung teilnehmen und beispielsweise die regelmäßige Verabreichung von Medikamenten beim Patienten zu Hause übernehmen. Dies soll zu einer Entlastung der staatlichen Pflegedienste führen.


Nach dem neuen Gesetz dürfen Apotheken in Zukunft auch Termine für Facharztzentren vergeben. Über ein Internetsystem kann der Pharmazeut den Patienten in die Terminpläne der Fachärzte eintragen. Meist sind Fachärzte in Italien an Krankenhäusern angesiedelt, die mit der Organisation vielerorts aber überlastet sind.

Das Gesetz hat für Apotheker und Patienten aber auch Schattenseiten: Weil die Kassen große Finanzlöcher haben, dürfen die neuen Services unter dem Strich nichts extra kosten. Die entstehenden Mehrkosten müssen daher vom Patienten beglichen werden. Die Apothekerverbände haben daher bewirkt, dass das Gesetz die Einberufung einer Kommission vorsieht, die sich mit der Vergütung der Pharmazeuten beschäftigen soll.

Da Entscheidungen über die Gesundheitspolitik den Regionen obliegen, rechnen Beobachter damit, dass die neuen Apothekenservices nicht flächendeckend, sondern nur langsam und schrittweise eingeführt werden.

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