Griechenland

Apotheken streiken wieder

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Berlin -

Mehr als ein Jahr ist es her, dass die Troika eine Liberalisierung des griechischen Apothekenmarktes durchboxte: Im März 2014 winkte das Parlament in Athen mit knapper Mehrheit ein Reformpaket durch, mit dem Bedarfsplanung sowie Fremd- und Mehrbesitzverbot abgeschafft und OTC-Medikamente aus der Apothekenpflicht entlassen werden sollten. Seitdem ist nichts passiert, doch jetzt wird es eng. Die Apotheker ziehen wieder auf die Straße.

Aus Protest gegen den geplanten Verkauf nicht rezeptpflichtiger Medikamente in Supermärkten sind zahlreiche Apotheker in einen 24-stündigen Streik getreten. Nur wenige Apotheken blieben am Mittwoch aus Sicherheitsgründen auf, berichtete das Staatsfernsehen.

Die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras (Syriza), die sich lange gegen die Vorgaben der Troika gesperrt hat, will zahlreiche OTC-Medikamente für den freien Handel zulassen. Laut Gesundheitsministerium geht es dabei um Verpflichtungen Griechenlands gegenüber seinen Geldgebern. So sollen Monopolzustände abgeschafft werden, hieß es.

Bereits seit Jahren sind die griechischen Pharmazeuten im Ausnahmezustand: Finanzielle Einschnitte und Verzögerungen bei der Erstattung haben sie seit 2010 immer wieder auf die Straße getrieben. Beobachter befürchten, dass die finanziellen Probleme im kommenden Jahr zahlreiche Apotheker in die Knie zwingen könnten.

Das war womöglich von Anfang an gewollt. Schon heute ist in Griechenland die Apothekendichte im europäischen Vergleich am höchsten: Rein rechnerisch versorgt jede der rund 11.500 Apotheken rund 1000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland sind es etwa 3800.

Eigentlich ist die Ausgestaltung der Arzneimittelversorgung Sache der EU-Mitgliedstaaten. So hat es der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschieden. Doch die Troika aus EU, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) hatte ihre Hilfe auch davon abhängig gemacht, dass der Apothekenmarkt liberalisiert wird.

Nach seinem Wahlsieg hatte Tsipras versprochen, einen Schuldenerlass durchsetzen und das Sparprogramm zu lockern. Sein damaliger gesundheitspolitischer Sprecher Dr. Andreas Xanthos kritisierte die bisherigen Einschnitte: „Im Gesundheitswesen bedeutet Reform, Arme und Unversicherte von den medizinischen Leistungen auszuschließen.“ Aus seiner Sicht bräuchten Reformen politische Glaubwürdigkeit und soziale Zustimmung.

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