Apotheken scheitern im Test Patrick Hollstein, 25.09.2008 13:01 Uhr
Which?, das britische Pendant zur Stiftung Warentest, hat heute in seiner Zeitschrift die Ergebnisse einer Untersuchung zur Beratungsqualität in Apotheken veröffentlicht. Das Ergebnis ist ernüchternd: In einigen Apotheken würden „ungeeignete und potenziell gefährliche Ratschläge durch wenig geschultes Personal“ gegeben, so die Tester. Die Apotheken wurden mit den Prädikaten „gut“, „befriedigend“ oder „ungenügend“ bewertet.
Vor allem die unabhängigen Apotheken fielen im Test durch: Fast die Hälfte der Besuche wurden mit dem Urteil „ungenügend“ bewertet. Auf dem vorletzten Platz landeten mit einer Durchfallquote von 38 Prozent die Filialen von Lloydspharmacy sowie verschiedene kleinere Ketten. Die Apotheken der Celesio-Tochter konnten insgesamt am seltensten mit dem Qualitätsmerkmal „gut“ punkten.
Gewinner des Tests sind die Apotheken von Alliance Boots: Nur in jeder fünften getesteten Filiale waren die Gutachter unzufrieden; jede dritte Boots-Filiale wurde mit dem Prädikat „gut“ bewertet. Erstaunlich ist das Abschneiden der Instore-Apotheken der großen Supermarktketten: 29 Prozent der getesteten Filialen schlossen mit „gut“ ab.
Die Prüfer hatten im Mai in 101 Apotheken drei verschiedene Szenarien getestet: So sollten junge Frauen, die nach der „Pille danach“ verlangten, in separaten Beratungsräumen umfassend aufgeklärt werden, was Hinweise auf Verhütungsmethoden und sexuell übertragbare Krankheiten beinhaltete.
Im zweiten Fall wurden bei Migräne-Patienten Nachfragen zur Überprüfung des Krankheitsbildes und die Beratung bei der Abgabe von Imigran (Sumatriptan, 50 Milligramm) getestet. Die Apotheker sollten den Fragenkatalog der Aufsichtsbehörde abarbeiten; in einigen Fällen wurden die Kunden offenbar ausschließlich durch Assistenten beraten oder überhaupt nicht aufgeklärt.
Schließlich fragten die Tester nach einem Mittel gegen Durchfall, der seit der Rückkehr aus Malaysia vor zwei Wochen andauere. Auch hier wurde erwartet, dass die Mitarbeiter den Apotheker hinzuziehen und den Patienten an einen Arzt verweisen. Zu den abgegebenen Mitteln sollte umfassend beraten werden.
Insgesamt waren 23 unabhängige Apotheken, 14 Supermarktapotheken sowie 24 Filialen kleinerer Ketten, 13 Lloyds-Apotheken sowie 27 Filialen von Alliance Boots untersucht worden.
Bei einer zusätzlichen Untersuchung von vier Internetapotheken kritisierten die Tester „minimale Preisunterschiede“ infolge der Liefergebühren sowie Falschauskünfte. Die Gutachter erklärten sich „schockiert“, dass eine Online-Apotheke sogar illegale Mengen von Paracetamol-Tabletten verkaufte.