In Waidhofen an der Ybbs hat sich Susanne Wagner in Windeseile ihren Lebenstraum vom eigenen Apothekenhaus erfüllt. Zur Einweihung gab sich Prominenz aus Lokalpolitik und Apothekerkammer die Klinke in die Hand.
Fünf Jahre musste Wagner warten, bis sie endlich die Konzession für ihre erste eigene Apotheke in der Hand hatte. Dann ging alles sehr schnell: Im Januar schlug die Zeller Apotheke zunächst in einem Container ihre Zelte auf. Im Mai begann der Bau des neuen Hauses, im Juli wurde bereits Richtfest gefeiert.
Nach der Fertigstellung musste alles ganz schnell gehen, denn in Österreich dürfen sich Apotheken keinen Sperrtag erlauben. Da sei Präzisionsarbeit gefragt gewesen, berichtet Wagner. „Das war recht spannend, aber wir waren gut vorbereitet. Während noch der Betrieb im Container lief, haben wir parallel bereits den neuen Kommissionierautomaten in der neuen Apotheke befüllt.“ Auch der Großhändler habe dem Team unter die Arme gegriffen.
Am Samstag, 23. Oktober, schloss das Provisorium seine Pforten. Übers Wochenende legten Wagner und ihre Mitarbeiterinnen einen furiosen Endspurt hin. Am darauf folgenden Montag begrüßten sie ihre Kunden schon in der neuen Offizin.
Der Umzug habe sich direkt beim Umsatz bemerkbar gemacht: „Der Container stand etwas versteckt um die Ecke, jetzt liegen wir direkt am Hauptplatz und viel sichtbarer. So haben wir jetzt mehr Kunden.“ Offiziell eingeweiht wurde die „neue“ Zeller Apotheke am 4. November. Wagner baute eigens ein Festzelt auf, zu ihrer großen Freude kamen knapp 500 Gäste. Der Pfarrer gab dem Team seinen Segen. Bürgermeister Werner Krammer pries die mutige Apothekerin und die gut ins Ortsbild passende Fassade des neuen Gebäudes. Andreas Hoyer lobte für die Apothekerkammer, die 249. Apotheke in Niederösterreich sei ein weiterer Beitrag in eine flächendeckende Gesundheitsversorgung der Bevölkerung.
Doch bis zu diesem Happy End musste Wagner einen weiten Weg zurücklegen. Im aufwändigen Konzessionsverfahren türmten sich immer neue Hürden auf. Vor der Genehmigung stand die Bedarfsermittlung. Nach österreichischem Recht gibt es keinen Bedarf, wenn zwischen der geplanten neuen und einer bereits bestehenden öffentlichen Apotheke weniger als 500 Meter liegen. Zu Zeit ihrer Antragsstellung galt zudem noch die Regel, dass für die umliegenden Apotheken mindestens 5500 zu versorgende Patienten übrig bleiben mussten.
Nach einer Novellierung des Apothekengesetzes darf diese magische Zahl unterschritten werden, „wenn es auf Grund besonderer örtlicher Verhältnisse im Interesse einer ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung der Bevölkerung unter Berücksichtigung des Versorgungsangebots durch bestehende Apotheken einschließlich Filialapotheken und ärztlichen Hausapotheken geboten ist“.
Doch so weit war es bei der Antragsstellung 2011 noch nicht. Die Berechnung der magischen Zahl war Auslegungssache, und dass mehrere Parteien mitreden konnten, machte das Verfahren nicht einfacher. Das musste Wagner am eigenen Leib erfahren. „Die Bezirkshauptmannschaft befürwortete ebenso eine Konzession wie die Apothekerkammer“, erzählt sie. „Die anderen Apotheken in Waldhofen konnten Einspruch einlegen, und das haben sie auch getan.“ Wagner kämpfte sich durch die Instanzen. Ihre Festanstellung als Apothekerin im 15 Kilometer entfernten Nachbarort sicherte ihren Lebensunterhalt.
Ende 2016 hatte sie endlich die Konzession in der Tasche. Auch ein geeignetes Team konnte die Pharmazeutin rasch zusammenstellen. Schon bevor der Container bezogen wurde, plante Wagner den Bau einer neuen Residenz. „Ich fand dafür das ideale Grundstück, das hat sich gut gefügt.“ Ein altes Geschäftshaus wurde dafür abgerissen.
In den Ruin treiben werde der Neubau sie nicht, betont Wagner. „Alles ist genau durch kalkuliert, die Kosten sind langfristig angelegt und im überschaubaren Maße, sodass ich die Tilgung noch als Apothekerin erleben werde.“ Erst einmal freut sich die Inhaberin über die Erfüllung ihres Lebenstraums: „Wir haben einen großen Verkaufsraum mit großen Fenstern, hinter uns steht der neue Kommissionierautomat, dahinter haben wir viel Platz für die Warenwirtschaft, die Rezeptur und das Büro“, schwärmt sie. „Die Apotheke ist sehr hell und großzügig, sie ist genau so, wie ich sie wollte.“
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