Kommentar

Too big to fail?

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Berlin -

Stefano Pessina will der König der Arzneimittel sein – und sein Reich soll den gesamten Globus umspannen. Wer solche Phantasien hat, darf nicht kleinlich sein: Mehr als 13.000 Apotheken gehören bereits zu seinem Imperium, demnächst sollen es knapp 18.000 sein. Die Finanzwelt hat der Italiener an seiner Seite. Fehler darf er sich nicht erlauben.

Die meisten Menschen schalten im Alter einen Gang zurück, Pessina gibt mit 75 Vollgas. Lag er früher jahrelang auf der Lauer, geht es jetzt Schlag auf Schlag. Ihm geht es nicht um sein Vermögen, sondern um sein Vermächtnis. Walgreens, Boots und Alliance sollen auf der ganzen Welt bekannt sein. So wie McDonalds, Coca Cola oder Microsoft.

Wenn er nach der Notwendigkeit für seinen globalen Anspruch gefragt wird, spricht er von Einkaufsvolumina und von Synergien. Dann folgen noch Ausführungen über die Gesundheitsversorgung von morgen – Pessina sieht sich nicht nur als Architekt seines Unternehmens, sondern auch der Pharma- und Apothekenmärkte insgesamt. Die versprochenen Innovationen ist er bislang schuldig geblieben. Health & Beauty mögen tolle Kategorien sein – revolutionär für die Patientenversorgung sind sie nicht.

Wenn man in die Tiefen seines Imperiums hinein sieht, bleibt nicht viel vom Glanz, mit dem Pessina die Investoren verzaubert. Alphega ist nichts anderes als Vivesco, nur dass der neue Name eben von ganz oben kam. Und auch bei der Anzag haben die Umbenennung in Alliance und die damit verbundenen Wirrungen vor allem Kundenverluste mit sich gebracht. In der neuen globalen Apothekenwelt herrscht weniger Ordnung als Pessina und seine Partner sich eingestehen wollen.

Pessina hat keine Zeit, um im Inneren seines immer größer werdenden Reiches nach dem Rechten zu sehen. Er hat noch viel vor in seinem Geschäftsleben, und so verbringt er seine Zeit auf dem Weg zum nächsten Termin im Flugzeug statt auf seiner Yacht an der Côte d'Azur. Dass er bei Walgreens Boots Alliance (WBA) den Chefsessel übernommen hat, war keine Verlegenheitslösung. Sondern ein Zeichen von Schwäche.

Pessina hat einmal offen zugegeben, dass er bei so mancher Entscheidung in der Vergangenheit auch schon „zocken“ musste. „Erst später realisieren die Menschen, dass ich womöglich doch nicht so falsch gelegen habe.“ Was aber, wenn doch?

Noch verfängt Pessina mit seiner Story – bei Banken und Investoren, die nicht wissen, wohin sie mit ihrem Geld sollen, gleichermaßen wie bei Herstellern, die bezahlen, um dabei zu sein. Was aber, wenn die Eintrittsgebühr ins Königreich zu hoch wird? Wenn die Niederlassungen ausgequetscht und die Wege in die Steuerparadiese verbaut sind? Wenn sich die Menschen in den Märkten der Gleichmachung verweigern? Dann kann Pessina nur hoffen, dass sein Vermächtnis zu groß geworden ist, um noch scheitern zu können.

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