Kanada

Apotheke gibt Fentanyl statt Naloxon ab

, Uhr
Berlin -

Eine Apotheke in Kanada hat Fentanyl statt dem Opioid-Antagonist Naloxon abgegeben. 

Der Druggers Shop Mart in der Provinz Ontario hatte Notfallsets zur Behandlung von Opioid-Überdosen zusammengestellt. Dabei wurde ein Set versehentlich mit Fentanyl bestückt und an einen Patienten ausgegeben. Zum Glück bemerkte der Pharmazeut den Fehler rechtzeitig. Er fuhr sofort zu dem Patienten, tauschte das Fentanyl gegen Naloxon aus und entschuldigte sich bei ihm. Laut Loblaw, dem Mutterkonzern der Apothekenkette, handelt es sich um einen „menschlichen Fehler“, der „auf keinen Fall hätte passieren dürfen“.

In Kanada ist es üblich, dass Drogenabhängige ein solches Notfallset besitzen. Allein in Ontario wurden im vergangenen Jahr 80.000 Sets kostenlos in Apotheken abgegeben. Naloxon wird als Nasenspray oder Injektion verabreicht und hebt die Auswirkungen einer Opioid-Überdosis auf. „Dieser Einzelfall sollte nicht das Vertrauen der Kunden in Naloxon-Sets zur Behandlung versehentlicher Opioid-Überdosen erschüttern“, sagte Loblaw weiter.

Das Ontario College of Pharmacists untersucht den Vorfall. Die betroffene Apotheke kooperiere vollumfänglich und habe bereits damit begonnen aufzuarbeiten, wie es zu dem Vorfall kommen konnte und wie man ihn hätte vermeiden können. „Uns sind keine ähnlichen Fälle aus anderen Apotheken bekannt“, teilte der Verband mit.

Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums sagte gegenüber der Zeitung Toronto Star, dass Apotheker normalerweise keinen Zugang zu Fentanyl hätten. Im der betroffenen Apotheke sei dies anders, da sie in der Nähe eines Hospizes liege, wo das Opioid manchmal angewendet wird.

Im ersten Halbjahr 2017 starben in Kanada etwa 1500 Menschen im Zusammenhang mit Opioiden. Im August gab die Provinz Onatario umgerechnet 180 Millionen Euro zur Bekämpfung der Opioidkrise aus. In diesem Jahr wurde damit begonnen, Rettungskräfte mit Naloxon-Sets auszustatten.

In Nordamerika verschrieben Ärzte Opiate jahrelang in großem Umfang, der Missbrauch nahm zu. In der Folge wurde der Zugang zu den Arzneimitteln erschwert. Daraufhin besorgten sich Konsumenten die Opioide illegal oder wichen auf Drogen wie Heroin aus. Fentanyl, das unter anderem auf Schmerzpflastern zu finden ist, kann hundertmal so stark wie Heroin oder Morphin sein. Eine Dosis so klein wie zwei, drei Sandkörner kann bereits tödlich sein. Extrem gefährlich ist die Kombination mit Alkohol und Medikamenten.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema

APOTHEKE ADHOC Debatte