APOTHEKE ADHOC Umfrage

Griechenland: Spielwiese der Liberalisierer APOTHEKE ADHOC, 27.07.2015 12:06 Uhr

Berlin - 

Die Besitzregelungen für Apotheken sollen gelockert, die Apothekenpflicht für OTC-Medikamente aufgehoben werden: Griechenlands Gesundheitswesen steht vor tiefgreifenden Marktliberalisierungen. Die Nutzer von APOTHEKE ADHOC erwarten, dass sich die erzwungene Liberalisierung auch auf ganz Europa überwiegend negativ auswirken wird.

Der größte Teil der Umfrageteilnehmer findet die Geschehnisse in Griechenland skandalös: 39 Prozent sprechen sich dafür aus, dass die Gesundheitsversorgung Sache der Nationalstaaten bleiben sollte, in die sich niemand einzumischen habe. Fast genauso viele Teilnehmer, genauer 38 Prozent, meinen, dass die EU mit Griechenland ein Exempel statuieren will. Sie können sich vorstellen, dass nun von der EU weiterer Druck ausgehen wird, um die Liberalisierung der Apotheken in Europa voranzutreiben.

6 Prozent halten Griechenland für einen Einzelfall, der für Europa keine weitere Bedeutung habe. Nur wenige erwarten einen Dammbruch: Bloß 5 Prozent gehen davon aus, dass mit Griechenland die Mauern gefallen sind und nun ganz Europa vor der Liberalisierung steht. Weitere 12 Prozent raten, zunächst abzuwarten; noch sei keine Reform umgesetzt worden.

An der Umfrage nahmen vom 22. bis zum 23. Juli insgesamt 278 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC teil.

Nach Ansicht der Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), der sich die europäischen Geldgeber angeschlossen haben, wird die Liberalisierung des Apothekenmarkts Griechenland auf dem Weg aus der Krise helfen. Aufgrund der neuen Besitzregelungen sollen sich vermehrt Ketten bilden, die von kundigen Kaufleuten geführt werden. Dadurch sollen rezeptfreie Apothekenprodukte günstiger werden.

Zugleich soll jedoch eine demografische Richtlinie zur Apothekengründung bestehen bleiben; pro Kommune mit 1000 Einwohnern darf es weiterhin nur eine Apotheke geben. Diese Rate ist vielerorts schon erreicht, Ketten könnten sich in dem überfüllten Markt also gar nicht ausbreiten.

Der Präsident des europäischen Apothekerverbands PGEU, Darragh O’Loughlin, zeigt sich besorgt über die geplanten Reformen des griechischen Apothekenmarkts. Die Organisation des Gesundheitswesens, einschließlich der Apotheken, sollte Aufgabe der einzelnen Staaten bleiben, so O’Loughlin. Die Bundesregierung wiederum erklärte auf Anfrage, dass Ketten für manche Staaten die beste Lösung sein könnten, für andere dagegen nicht. Für Deutschland hat sich die Koalition klar hinter das Fremdbesitzverbot gestellt. Dabei soll es auch bleiben, bestätigte eine Regierungssprecherin.