Während die Vor-Ort-Apotheken in den USA ihre Filialen reihenweise schließen, baut Amazon Pharmacy sein Angebot konsequent aus. Der Versender plant, in diesem Jahr in 20 weiteren Städten Same-Day-Delivery für verschreibungspflichtige Medikamente einzuführen und so nahezu 45 Prozent der US-Bevölkerung eine Lieferung noch am Tag der Bestellung zu ermöglichen.
Seit Ende 2020 bietet Amazon Pharmacy in den USA rezeptpflichtige Medikamente online an. Prime-Kunden erhalten ihre Bestellungen kostenlos am nächsten Tag, während Selbstzahler Rabatte auf Generika und Originalpräparate nutzen können. Rezepte werden von Ärzten, Versicherungen oder Drittanbietern an Amazon übermittelt, was den Bestellprozess vereinfacht. Kunden erhalten ihre Medikamente bereits im Durchschnitt innerhalb von zwei Tagen oder weniger.
In diesem Jahr plant Amazon Pharmacy eine deutliche Ausweitung seines Angebots. In 20 weiteren Städten, darunter Boston, Dallas, Minneapolis, Philadelphia und San Diego, sollen Kunden vom Same-Day-Delivery profitieren können. 45 Prozent, also fast die Hälfte der US-Bevölkerung, wird damit voraussichtlich die taggleiche Lieferung geboten. In den meisten Fällen können Bestellungen bis 16 Uhr aufgegeben und bis 22 Uhr am selben Tag geliefert werden. Besonders in „Apothekenwüsten“, wo viele Menschen keinen einfachen Zugang zu Apotheken haben, soll der Service Versorgungslücken schließen. Amazon kombiniert sein Logistiknetzwerk mit moderner Automatisierung, um schnell und effizient zu liefern. Dadurch sollen Amerikaner:innen weniger abhängig von Vor-Ort-Apotheken werden.
Bereits im April letzten Jahres hatte Amazon das Angebot auf New York und Los Angeles ausgeweitet. Durch den Einsatz von Drohnen, E-Bikes und prozessoptimierten Apotheken sowie kleinen Arzneimittellagern können Kundinnen und Kunden seitdem Medikamente für häufige Erkrankungen teils in weniger als einer Stunde erhalten.
Gleichzeitig stehen US-Apothekenketten unter immensem Druck. Seit 2009 mussten Tausende Filialen schließen – ein Trend, der anhält. Unternehmen wie CVS und Walgreens haben für die kommenden Jahre weitere massive Schließungen angekündigt. Ursache sind sinkende Margen, steigende Kosten und der zunehmende Wettbewerb durch Versandhändler wie Amazon Pharmacy. Zusätzlich belastet ein akuter Personalmangel die Branche, der 2023 in einer als „Pharmageddon“ bekannt gewordenen Kündigungswelle gipfelte. Tausende Mitarbeiter:innen protestierten gegen überlange Schichten, Unterbesetzung und unsichere Arbeitsbedingungen.
Während Vor-Ort-Apotheken um ihre Existenz kämpfen, nutzt Amazon die Krise, um Marktanteile zu gewinnen. Mit schnellen Lieferzeiten, transparenten Preisen und Programmen wie RxPass, das Prime-Mitgliedern für eine monatliche Pauschale Zugang zu über 50 Generika bietet, bietet der Online-Riese eine Alternative, die Zeit und Kosten sparen soll. Auch eine 24/7-Beratungshotline durch Apotheker:innen bietet der Internetriese.
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