Amazon steigt in den USA in den Bereich der ärztlichen Versorgung ein. Der Konzern kauft das Unternehmen One Medical, das für Mitglieder und Unternehmen die Primärversorgung organisiert. Dabei werden Telemedizin und Praxen vor Ort kombiniert.
One Medical wurde 2002 gegründet und hat seinen Hauptsitz in San Francisco. Das Unternehmen organisiert die Primärversorgung für eingeschriebene Menschen, und zwar per Telemedizin oder in einem der aktuell 182 Behandlungszentren. Zu den Kunden gehören Privatpersonen sowie Menschen, die über ihren Arbeitgeber oder ein Gesundheitsprogramm versichert sind. Die Jahresgebühr liegt bei 199 US-Dollar, Firmen zahlen entsprechend weniger. Aktuell gibt es 8500 Firmenkunden und insgesamt 736.000 Mitglieder, darunter 33.000 sogenannte „At-risk members“, für die umfassendere Angebote gemacht werden.
Erklärtes Ziel es Unternehmens ist es, das Gesundheitssystem zu transformieren und die Gesundheitsversorgung „erschwinglicher, zugänglicher und angenehmer zu machen“. Im vergangenen Jahr erzielte One Medical einen Gesamtumsatz von rund 620 Millionen Dollar und einen Nettoverlust von 255 Millionen Dollar. Im ersten Quartal dieses Jahres lagen die Erlöse bei 254 Millionen Dollar und der Nettoverlust bei 91 Millionen Dollar.
„Wir glauben, dass das Gesundheitswesen ganz oben auf der Liste der Erfahrungen steht, die neu erfunden werden müssen. Einen Termin vereinbaren, wochen- oder sogar monatelang auf einen Termin warten, sich von der Arbeit freinehmen, in eine Klinik fahren, einen Parkplatz finden, im Wartezimmer und dann im Untersuchungszimmer warten, allzu oft ein paar gehetzte Minuten mit einem Arzt, dann einen weiteren Besuch in einer Apotheke machen – wir sehen viele Möglichkeiten, sowohl die Qualität der Erfahrung zu verbessern als auch den Menschen wertvolle Zeit in ihrem Leben zurückzugeben“, kommentierte Neil Lindsay, Chefin von Amazon Health Services, den Deal.
„Wir lieben es zu erfinden, um das zu vereinfachen, was einfach sein sollte, und wir wollen eines der Unternehmen sein, das dazu beiträgt, die Gesundheitsversorgung in den nächsten Jahren dramatisch zu verbessern. Zusammen mit dem menschenzentrierten und technologiegestützten Ansatz von One Medical für die Gesundheitsversorgung glauben wir, dass wir mehr Menschen helfen können und werden, eine bessere Versorgung zu erhalten, wann und wie sie es brauchen. Wir freuen uns darauf, diese langfristige Mission zu erfüllen.“
Es ist nicht der erste Anlauf, den Amazon in diesem Bereich unternimmt. Gemeinsam mit der Großbank JPMorgan Chase und der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway von Starinvestor Warren Buffett hatte Amazon schon vor Jahren den Aufbau einer Platfform für die Primärversorgung geplant. Das Projekt kam nicht zustande. Mit einem Gesamtwert von etwa 3,9 Milliarden Dollar ist jetzt die Übernahme von One Medical der drittgrößte Deal in der Geschichte von Amazon nach der Supermarktkette Whole Foods und dem Filmstudio MGM.
Für 750 Millionen Euro hatte der Konzern 2018 die Versandapotheke Pill Pack gekauft. Auch dieses Unternehmen wollte die Versorgung billiger und besser machen. Doch stattdessen musste Pillpack wegen Abrechnungsbetrugs bei der Abgabe zuletzt eine Millionenstrafe zahlen.
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