Der größte russische Pharmagroßhändler SIA International könnte bald zum Imperium des in England lebenden russischen Milliardärs Roman Abramowitsch gehören. Dem Bericht einer russischen Tageszeitung zufolge stehen die Kaufverhandlungen zwischen SIA und der für Abramowitsch tätigen Investment-Gesellschaft Millhouse Capital kurz vor dem Abschluss. Der Wert von SIA wird auf mehr als 1,4 Milliarden Euro geschätzt.
Weder SIA noch Millhouse haben sich bislang zu dem Geschäft geäußert. Angeblich sollen SIA sowie der von Abramovich und seinen Partnern kontrollierte Pharmahersteller Pharmstandard fusionieren. Verschiedene Millhouse-Aktionäre hätten bereits SIA-Aktien gekauft. Das 1993 gegründete Unternehmen hatte im vergangenen Jahr knapp 1,6 Milliarden Euro umgesetzt und befindet sich bislang mehrheitlich in Besitz von Firmenchef Igor Rudinsky.
Die Übernahme dürfte auch vor dem Hintergrund der jüngsten Verteilungskämpfe im russischen Pharmahandel zu sehen sein. So hatte die Inhaftierung des Generaldirektors von SIA-Mitbewerber Protek, Vitaly Smerdov, vor wenigen Tagen für Aufsehen gesorgt. Smerdov wird vorgeworfen, im großen Stil Beamte der staatlichen Krankenversicherung bestochen zu haben. Nun will die Regierung ihr Versorgungsprogramm für Bevölkerungsschichten mit niedrigem Einkommen durch ein neues Logistikzentrum beliefern lassen. An diesem sollen etablierte Großhändler beteiligt werden; eine Fusion könnte Pharmastandard und SIA hier entscheidende Wettbewerbsvorteile verschaffen.
Millhouse hatte 2003 für 40 Millionen Euro verschiedene Geschäftsbereiche des US-Konzerns ICN, heute Valeant, übernommen. Erst im April hatten die Eigner 40 Prozent des Aktienkapitals mit der erklärten Absicht, Geld für weitere Übernahmen zu generieren, an der Londoner Börse in Umlauf gebracht. Mit einem Marktanteil von 4 Prozent ist Pharmstandard einer der wichtigsten russischen Hersteller; Experten schätzen den Wert auf rund eine Milliarde Euro. Nicht zuletzt durch den Zukauf des Herstellers Masterlek hatte Pharmastandard 2006 seinen Umsatz um 50 Prozent auf 250 Millionen Euro gesteigert.
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