Griechenland

9000 Apotheker streiken

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Berlin -

Sparrunden, Liberalisierung, Medikamentenmangel und ausbleibende Zahlungen der Krankenversicherungen: Die griechischen Apotheker sind sauer und greifen erneut zu drastischen Mitteln. Mit einem Generalstreik wollen sie auf die Missstände im Gesundheitswesen aufmerksam machen. Morgen und übermorgen sollen landesweit rund 9000 Apotheken geschlossen bleiben, nur wenige sollen Notdienste übernehmen. Apotheken in Athen und Piräus dagegen streiken nicht – verlangen aber Vorkasse von vielen Patienten.

 

Hintergrund sind vor allem die ausstehenden Zahlungen: Seit April 2011 hätten sieben Versicherungen kein Geld mehr überwiesen, kritisiert eine Athener Apothekerin. Nach Schätzungen des griechischen Apothekerverbands belaufen sich die Forderungen auf insgesamt rund 400 Millionen Euro. Apotheker in Athen und Piräus weigern sich deshalb seit Monatsanfang, Medikamente auf Rezept abzugeben. Stattdessen müssen die Patienten in Vorkasse gehen und sich das Geld von ihren Versicherungen wiederholen.

Die ausbleibenden Zahlungen führten zu Apothekenschließungen, so ein Verbandssprecher. Alleine in Athen hätten 150 der 3400 Apotheken schließen müssen, 100 seien es in Thessaloniki. Auch zwei Großhändler hätten Insolvenz anmelden müssen. Apotheker, die ihre Steuern nicht zahlen könnten, drohten zudem Gefängnisstrafen.

Außerdem beklagen die Apotheker einen anhaltenden Medikamentenmangel: Von den 500 am meisten abgegebenen Präparaten sei jedes zweites defekt, sagt der Sprecher. Die Hersteller belieferten klamme Apotheken nicht, weil sie Zahlungsausfälle befürchteten.

Seit Jahresbeginn haben die Pharmazeuten wiederholt gestreikt. Mit der neuen Arbeitsniederlegung soll die Umsetzung des jüngsten Spargesetzes beeinflusst werden – noch sind die nötigen Verordnungen nicht verabschiedet. In der vergangenen Woche hatte das Parlament unter Druck der Troika unter anderem Margenkürzungen für Apotheker, eine Lockerung der Bedarfsplanung und Maßnahmen zur Erhöhung der Generikaquote beschlossen.

In Griechenland ist die Apothekendichte hoch: Insgesamt gibt es rund 12.000 Apotheken, auf eine Offizin entfallen rein rechnerisch 900 Einwohner – in Deutschland sind es etwa 3800 Menschen.

 

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