Spanien

833 Euro für bedrohte Apotheken Benjamin Rohrer, 23.08.2011 10:44 Uhr

Berlin - 

Spaniens Apotheker bangen um ihre Zukunft: Die regionalen Gesundheitsdienste haben bei den Apothekern Schulden in Millionenhöhe. Um auf den Notstand hinzuweisen, haben Pharmazeuten in den Regionen Castilla La Mancha, La Rioja und auf den Balearen in der vergangenen Woche gestreikt. Gleichzeitig hat die spanische Regierung ein Sparpaket beschlossen, das die Apotheken noch mehr belasten könnte. Nur für kleine Apotheken ist ein Rettungsanker vorgesehen: 833 Euro monatlich.

Besonders hart hat es die Region Castilla La Mancha getroffen: Hier soll der regionale Gesundheitsdienst den Apotheken spanischen Medienberichten zufolge rund 130 Millionen Euro schulden. Auf Mallorca sollen Zahlungen aus den Monaten Mai und Juni in Höhe von etwa 36 Millionen Euro offen stehen, auf Teneriffa sind es rund 62 Millionen Euro. Etwa 1000 Apotheker gingen in Castilla La Mancha auf die Straße. Nachdem die Regionalregierungen Strafzahlungen androhten, beendeten die Apotheker ihren Streik jedoch wieder.

Doch die Apotheker protestieren nicht nur wegen ihrer ausstehenden Honorare: Spaniens Gesundheitsministerin Leire Pajin will jährlich etwa 2,4 Milliarden Euro im Arzneimittelsektor einsparen. Das vom Kabinett beschlossene Gesetz sieht unter anderem die Erhöhung der Generikaquote und weitere Preissenkungen bei Arzneimitteln vor.

Angesichts der prozentualen Marge sehen die Apotheker ihre Gewinne weiter einbrechen. „Die Regierung hat mit den verwirrenden Maßnahmen improvisatorisch gehandelt und die Rentabilität der Unternehmen nicht beachtet“, heißt es in einer Mitteilung. Die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung sollte vor allen Sparmaßnahmen höchste Priorität haben. In vielen Regionen könnten Apotheken schon nicht mehr ihre Lieferanten bezahlen und müssten so ihre Einkäufe einschränken.

Das Gesundheitsministerium verspricht den Apothekern, dass durch das neue Spargesetz keine Apotheken schließen müssen: „Das Gesetz wird es den Regionalregierungen ermöglichen, die Apotheken und ihre Lieferanten zu bezahlen“, versichert die Regierung. Für Apotheken „in kleinen Ortschaften und sozial schwächeren Regionen“ soll wegen der Mehrbelastungen zudem die prozentuale Marge angehoben werden. Die jeweilige Landesapothekerkammer soll die Höhe der Extra-Marge bestimmen und festlegen können, welche Apotheken geholfen werden muss. Die Zahlungen sollen die Obergrenze von 10.000 Euro (833 Euro im Monat) pro Offizin im Jahr nicht übersteigen.

Gleichzeitig sollen die Apotheker mehr Aufgaben bekommen: Weil der Arzt künftig nur noch Wirkstoffe verschreibt, sind die Pharmazeuten für die Auswahl des günstigsten Präparates zuständig. Gemeinsam mit den Medizinern sollen Apotheker zudem die Medikation der Patienten überwachen. Bis Anfang 2013 sollen die Heilberufler dafür nur noch die elektronische Patientenakte und e-Rezepte verwenden. Zudem sollen Apotheker künftig auf den jeweiligen Patienten zugeschnittene, verblisterte Medikamentenpackungen anbieten.