Schweiz

500 Ärzte greifen 170 Apotheker an

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Berlin -

In wenigen Wochen dürfen Ärzte in den Städten Winterthur und Zürich selbst dispensieren und werden damit zur Konkurrenz der Apotheker. Der Zürcher Apothekerverband rechnet mit Umsatzverlusten von umgerechnet bis zu 940.000 Euro pro Apotheke. Um ihre wirtschaftliche Existenz zu retten, planen die Apotheker einen Gegenangriff.

 

Bislang war die Selbstdispensation im bevölkerungsreichsten Kanton der Schweiz nur Ärzten auf dem Land erlaubt. Im September hatte das Schweizer Bundesgericht jedoch eine von den Medizinern ins Leben gerufene Volksabstimmung für rechtens erklärt und auch den rund 1800 Ärzten aus den beiden Städten die Abgabe gestattet.

Dem Vernehmen nach haben schon mehr als 500 Mediziner bei der Zürcher Heilmittelbehörde die Betriebserlaubnis für eine Praxisapotheke beantragt, um ab Januar Medikamente abgeben zu dürfen. Der Präsident des Zürcher Apothekerverbandes, Lorenz Schmid, rechnet damit, dass den 170 Stadtapotheken pro Jahr zwischen 100 und 200 Millionen Schweizer Franken (umgerechnet 80 bis 160 Millionen Euro) Umsatz verloren gehen.

„Für uns gibt es nur einen Weg: Eine aggressive Vorwärtsstrategie“, sagt Schmid. Impfungen, die Anpassung von Langzeittherapien sowie die Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln in Eigenregie dürften nicht weiterhin alleinig eine Domäne der Ärzteschaft bleiben. Denkbar sei auch, dass Apotheken künftig Ärzte einstellen und einen Teil der Primärversorgung übernehmen. Als Beispiel könnte der Kanton Basel Stadt dienen, wo Ärzte in den Apotheken Impfungen durchführen.

Für die meisten dieser Leistungen brauchen die Apotheker jedoch die mit Hilfe der Politik: Erst mit der Novellierung des Heilmittelgesetzes will die Regierung die Abgabekompetenzen der Apothekern erweitern.

 

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