Großbritannien

110 Millionen Pfund für Apotheker-Beratung

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Englische Apotheker können ihren Patienten ab Oktober Arzneimittelberatungen anbieten - und werden dafür zusätzlich entlohnt. Die so genannten „New Medicine Services“ (NMS) richten sich an Patienten mit den chronischen Krankheiten Asthma, COPD, Typ-2-Diabetes, Gerinnungsstörungen und Bluthochdruck. Das Gesundheitsministerium stellt in den kommenden zwei Jahren jeweils 55 Millionen Pfund für die Bezahlung der Extra-Services zur Verfügung. Die Apotheker befürchten jedoch, dass sich die Ärzte einen Großteil der Mehreinnahmen sichern könnten.

Englands Apotheker können im Rahmen der so genannten Medicine Use Reviews (MUR) schon seit Jahren Arzneimittelberatungen anbieten: MURs werden aber einmalig und bei Arzneimitteln mit starken Nebenwirkungen durchgeführt. Bekommt der Patient eine neue Dauermedikation verschrieben, sind im Rahmen der NMS drei Termine vorgesehen: Bei der ersten Konsultation soll der Pharmazeut auf Nebenwirkungen, Wechselwirkungen sowie die Einnahmedauer hinweisen. Beim zweiten und dritten Gespräch, das auch per Telefon erfolgen kann, soll der Apotheker die Compliance überprüfen. Einnahmefehler sollen dem Arzt mitgeteilt werden.

Hingewiesen werden sollen die Patienten auf die Arzneimittelchecks entweder vom Arzt oder vom Apotheker. Der NHS verspricht sich viel von den Beratungen durch die Apotheker: Die Zahl der Verschreibungen soll gesenkt, Krankenhauseinweisungen sollen reduziert und die Pharmakovigilanz verbessert werden. Um den Erfolg zu verifizieren, müssen die Apotheker die Beratungsgespräche auswerten und Akte führen. Der NHS will so Daten über die Therapietreue von Chronikern sowie weitere Kenntnisse über Probleme bei der Medikamenteneinnahme gewinnen.

Als Voraussetzung für die Teilnahme muss jede Apotheke dem NHS nachweisen, dass sie über einen separaten Beratungsraum verfügt. Jeder einzelne Apotheker muss einen Kurs über Arzneimittelberatungen absolviert haben.

Auch die Vergütung steht bereits fest: Als Anfangshonorar erhält die Apotheke 750 Pfund. Das laufende Honorar richtet sich nicht nur nach der Anzahl der angebotenen Beratungen, sondern auch nach der Anzahl der abgegebenen Medikamente pro Monat. Die monatlichen Mehreinnahmen können daher zwischen 25 und 1000 Pfund pro Apotheke schwanken.

Die Apotheker hoffen auf „einen signifikanten, neuen Einkommenszweig“, fürchten jedoch, dass die Gelder gar nicht bei ihnen ankommen: Denn die Ärzte könnten die Beratung, bei entsprechender Qualifikation oder geschultem Personal, auch selbst in der Praxis vornehmen und so die Vergütung einstreichen. Dispensieren können Englands Ärzte unter bestimmten Umständen bereits heute.

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