Die österreichischen Apotheker:innen drängen weiter auf eine Impfangebot in der Offizin. Exakt 1000 Apotheker:innen haben der Kammer zufolge die vorgeschriebene Fortbildung absolviert, um Bürger:innen zu impfen – sofern die Politik die Impferlaubnis ausweiten würde. Gegenwehr kommt von den Ärzt:innen.
Impfen in der Apotheke befinde sich weltweit auf dem Vormarsch, betont Präsidiumsmitglied Dr. Gerhard Kobinger. „Das Beispiel von rund 40 Ländern und Regionen weltweit zeigt, dass dem Impfen durch speziell geschulte Apothekerinnen und Apotheker die Zukunft gehört. Fakt ist: Es ist der bei weitem effektivste Weg, die Durchimpfungsrate zu erhöhen.“ Auch hierzulande werden Grippeschutzimpfungen in mehreren Regionen in Apotheken angeboten.
Die Impfberatung sei Teil des Leistungsportfolios von Apotheken, sagt Präsidiumsmitglied Susanne Ergott-Badawi. „Auch Wartezeiten gibt es in der Apotheke praktisch keine. Dazu kommen die langen Öffnungszeiten.“ Apotheker:innen könnten durch einen niederschwelligen Zugang einen „immens wichtigen Beitrag“ leisten. „Die jetzt erreichte runde Zahl von tausend speziell für das Impfen ausgebildeten Apothekerinnen und Apothekern zeigt, dass wir den Wunsch der Bevölkerung nach Impfmöglichkeiten in der Apotheke um’s Eck sehr ernst nehmen.“
Die Fortbildung ist in Österreich in vier Module unterteilt. Sie beinhalte die wesentlichen Aspekte von der Beurteilung der Impfeignung über die Applikation bis hin zur Nachsorge. Im Theorieteil würden in mehreren Modulen Immunologie, Impfstoffe, Impftauglichkeit und ausgewählte impfpräventable Infektionskrankheiten und deren Schutzimpfungen behandelt. Der Praxisteil habe die Injektionstechnik und Spezifische Erste Hilfe zum Thema. Somit würden alle relevanten Bereiche rund um das Thema Impfen abgedeckt, betont die Kammer.
Das Angebot der Apotheken gilt laut Kammer für alle gängigen Auffrischungs-Impfungen wie Influenza oder FSME, wo ein Aufholbedarf und entsprechendes gesundheitspolitisches Interesse an einer Steigerung der Impfraten besteht. Bei den Durchimpfungsraten gebe es in Österreich bei allen impfpräventablen Krankheiten noch Luft nach oben. „Das Impfen in Apotheken wäre das mit Abstand niederschwelligste Impf-Angebot in Österreich und könnte somit Personen mobilisieren, die von den bestehenden Möglichkeiten in Impfzentren und bei niedergelassenen Ärzten nicht erreicht wurden. Das wäre bei der Corona-Impfung besonders wichtig, aber auch beispielsweise bei der Grippe- und FSME-Impfung ein großer Schritt in die richtige Richtung.“
In Österreich wird darüber debattiert, ob auch Corona-Schutzimpfungen in Apotheken angeboten werden sollen. Das Thema erhitzt die Gemüter. Zuletzt gab es Kritik an Kammerpräsidentin Dr. Ulrike Mursch-Edlmayer für das Angebot von Salzlösungen zur Begleitung der Corona-Impfung in ihrer Apotheke. Die Ärzt:innen nahmen dies zum Anlass, um Apotheken bezüglich der Covid-19-Immunisierung in der Offizin generell zu disqualifizieren. Die Apothekerkammer rechtfertigte das Angebot dagegen. Österreichs neuer Gesundheitsminister Dr. Wolfgang Mückstein (Die Grünen) erteilte der Idee zuletzt eine Absage.
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