Plattform gegen Amazon

Gesund.de fordert Mindeststandard von Apotheken

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Berlin -

Noventi-Vorstandschef Dr. Hermann Sommer hat mit Blick auf die Marktmacht von Amazon zum schnellen Handeln gemahnt: Das deutsche Gesundheitswesen sei bedroht, sagt er in einer Videokonferenz beim 13. Kooperationsgipfel des BVDAK. Der US-Konzern studiere mit großer Kraft Anwender und Verbraucher. Mit der Gesundheitsplattform „gesund.de“ will er eine heimische Alternative anbieten.

Sommer zufolge gibt es im Markt „große Sorgen“ um die Qualität und Sicherheit der Gesundheitsversorgung in Deutschland. „Sie muss so fit gemacht werden, dass sie die heutigen Bedingungen leisten kann“, sagt er. „Wir stecken mittendrin in dieser disruptiven Veränderung.“ Es bleibe wenig Zeit.

Denn die „Datenkrake“ Amazon stehe in den Startlöchern. „Man kann eins und eins zusammenzählen, bis Amazon in Europa Fuß gefasst hat“, so Sommer. In den USA ist der Konzern Ende 2020 mit einer Versandapotheke voll in den Rx-Versandhandel eingestiegen und bietet bis zu 80 Prozent Rabatt auf Arzneimittel an. Auch hierzulande drohe die Übernahme einer Versandapotheke, so Sommer. „Man kommt schnell auf die Idee, dass man sich irgendwo einkauft, was es schon gibt. Ich würde auf die Idee kommen.“

Amazon habe einen „enorm riesigen Kundenstamm. Dem Konzern gehe es nicht nur um finanzielle Gewinne, sondern auch um Daten. „Die kennen unsere Kunden bestens, wissen, was der Bedarf ist.“ Die Vor-Ort-Apotheken dürften aber nicht „zu einem dezentralen Versandzentrum“ werden, das aus irgendeiner Konzernzentrale ferngesteuert werde. Die stationäre Apotheke müsse so fit gemacht werden, dass sie die heutigen Bedingungen leisten könne.

Sommer will dies gemeinsam mit Phoenix und der Plattform „gesund.de“ schaffen. „Wir müssen aus Apothekern und sonstigen Leistungserbringern diese Antwort selbst geben und müssen die Verantwortung übernehmen, mit diesen höchstsensiblen und persönlichen Daten der Kunden ganz besonders sorgsam umgehen.“ Man dürfe nicht zulassen, dass Amazon Daten bekomme und das Gesundheitswesen anders steuere als man es hierzzulande gewohnt sei.

Noventi arbeite derzeit mit Daten von 60 Millionen Versicherten, sagt er. „Das können wir.“ Mit weiteren Partnern soll „gesund.de“ für Versicherte zu einem vertrauenswürdigen Marktplatz werden. Im zweiten Quartal soll die Plattform zugänglich sein. „Wir versuchen, den Bedarf des Verbrauchers so abzudecken, dass er aus der Ferne seinen Bedarf dem Apotheker seiner Wahl übermittelt.“ Vor dem Start des E-Rezepts am 1. Juli soll es losgehen. Das elektronische Rezept werde der „Gamechanger“ sein.

In diesem Jahr sollen teilnehmende Apotheken vor Ort geschult werden. Noventi wolle mit den Partnern gemeinsam Mindestanforderungen definieren und, wenn diese von einzelnen nicht erfüllt werden, Hinweise geben. „Runterschmeißen“ wolle man keine Apotheken, sondern stattdessen „so ertüchtigen und autorisieren“, dass die Mindestanforderungen erfüllt werden. Auf der Plattform sollen sowohl verschreibungspflichtige Arzneimittel wie OTC-Präparate, aber auch Waren aus Sanitätshäusern und Dienstleistungen etwa von Physiotherapeuten angeboten werden.

 

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