Versandhandel-Drift

Zwei Wochen nach E-Rezept-Start: Deutlicher Schwund spürbar

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Berlin -

Schon zwei Wochen nach der verpflichtenden Nutzung des E-Rezeptes macht sich in ein deutlicher Rezeptschwund in der Karolinger Apotheke in Aachen bemerkbar. Inhaber Dr. Milad Khosravani beklagt: „Der Standortvorteil Ärztehaus verliert mittelfristig an Wert. Es könnte einen gefährlichen Trend zum Versandhandel geben.“

Seitdem vermehrt Verordnungen per E-Rezept erfolgen, spüre Khosravani deutlichen Rezeptschwund: „Der Standortvorteil Ärztehaus verliert an Bedeutung.“ Das liege primär daran, dass „viele Ärzte nach der Sprechstunde oder erst nachmittags bzw. abends die Rezepte signieren“, berichtet er. „Ohne Signatur kann die Apotheke das Rezept aber nicht abrufen“, so der Apotheker.

Bei den Patienten und Patientinnen treffe das auf Unverständnis: „Dringend benötigte Medikamente sind nicht sofort abrufbar. Die Menschen haben so plötzlich mehrere Wege“, so der Apotheker. Mittelfristig würde das Folgendes bedeuten: „Es liegt nahe, dass es einen großen Shift Richtung Versandhandel geben kann“, gibt Khosravani zu bedenken. „Bevor die Menschen doppelt und dreifach losmüssen, scheint es deutlich einfacher, wenn Patienten via NPC die Möglichkeit haben, das Rezept an den Versender zu schicken“, so der Approbierte.

Unbequeme Wege

Es hieße immer, dass ältere Menschen sich schwertäten, die Technik zu beherrschen: „Ich habe andere Erfahrungen gemacht. Bevor sie doppelt laufen müssen und noch sparen können, sind auch ältere Menschen durchaus technikaffin. Dafür habe ich sogar Verständnis“, so der Inhaber. „Bei der derzeitigen Witterung nochmal los zu müssen, kann sehr unbequem sein.“ Auch im Hinblick auf eventuell kommende neue Gesetze macht sich Khosravani Sorgen: „Wenn durchgesetzt werden sollte, dass Ärzte nur noch jährlich abrechnen können und nicht mehr quartalsweise, dann erspart das den Patienten ohnnehin Wege in die Praxis und die Apotheke“, so der Apotheker.

Es sei deswegen aktuell enorm wichtig, mit den Arztpraxen zusammenzuarbeiten: „Viele Praxen haben sozusagen von 0 auf 100 zum E-Rezept umgestellt und sind mitunter überfordert. Zum Glück kommen wir in der Gegend sehr gut miteinander aus. Ich bin zu den meisten Praxen persönlich hingegangen und habe beispielsweise die Prozedur der Komfortsignatur näher gebracht“, so der Inhaber. Jedesmal die Pin einzugeben, um die Rezepte zeitnah freizugeben, sei zu zeitintensiv, erklärt Khosravani. „Ob sich die Arztpraxen in unsere Richtung bewegen, bleibt abzuwarten. Aber selbst mit einer 100-prozentigen Kooperation lässt sich der Schwund nicht in Gänze vermeiden“, bedauert der Approbierte, „solange nicht adhoc signiert wird.“

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