„Laufkundschaft kann nicht versorgt werden“

Zwei Packungen pro E-Rezept: Ganz oder gar nicht Sandra Piontek, 02.08.2024 14:00 Uhr

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Sind bei einer E-Rezept-Verordnung in einer Zeile zwei Packungen verordnet, kann es für Laufkundschaft schwierig werden. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Für Laufkundschaft oder Patient:innen auf der Durchreise können Verordnungen mehrerer Packungen auf dem E-Rezept problematisch werden. Schlimmstenfalls können sie nicht versorgt werden. „Sobald eine Verordnungszeile zweimal eine Packung eines Arzneimittels enthält, die Packungsgröße jedoch nicht verfügbar ist, muss ich die Patienten wegschicken“, so ein Apotheker.

Wenn in einer Verordnungszeile gleich zwei Packungen eines Arzneimittels verordnet werden, so kann das zu Problemen führen. „Ein Patient auf der Durchreise sollte laut ärztlicher Verordnung zwei Packungen eines Antibiotikums bekommen. Pro Packung sollte er 20 Tabletten erhalten“, berichtet der Apotheker. „Die Notwendigkeit wurde ordnungsgemäß im Freitext ergänzt.“

Das Problem: „Die Packungsgröße war nicht lieferbar. Eine kleinere Packung wäre hingegen sofort verfügbar und am Lager gewesen“, so der Pharmazeut. „Da der Patient kein Stammkunde war und sich auf der Durchreise befand, konnte ich ihn auch nicht mit einer Nachlieferung versorgen.“ Schlussendlich musste er den Kunden unversorgt wegschicken: „Der Austausch beziehungsweise der Ersatz mit dieser einen verfügbaren Packung hätte die komplette Verordnung ersetzen müssen.“ Will heißen: „Der Patient hätte anstatt mit 40 Tabletten nur mit zehn Stück versorgt werden können und ein neues Rezept gebraucht.“

Unversorgt weggeschickt

Wäre das Antibiotikum in zwei Verordnungszeilen verordnet gewesen, hätte der Pharmazeut wenigstens mit einer Packung aushelfen können. „So musste ich ihn unversorgt zur nächsten Apotheke schicken.“ Wenn die Apotheke bestellen und nachliefern kann, sei das durchaus ein lösbares Problem: „Aber das E-Rezept ist von der Intention mit einer Verordnungszeile konzipiert. Das ist wieder ein Schwachpunkt, der nicht vorhergesehen wurde“, ärgert er sich.

Der Apotheker gibt zu bedenken: „Auch ein Papierrezept hätte die gleiche Problematik gehabt, aber die Digitalisierung sollte doch dazu beitragen, Arbeitsprozesse in der Apotheke zu erleichtern. Das funktioniert jedoch in solchen Fällen nicht.“ Die hochgelobte Digitalisierung werde von Amateuren vorangetrieben: „Das E-Rezept wird in meinen Augen von Fachfremden umgesetzt, die dessen Komplexität nicht überblicken können.“ Mehr noch: „Learning by doing in einem hochsensiblen Bereich der Gesundheitsversorgung, der von denen, die die Regeln machen, nicht verstanden wird, ist kontraproduktiv.“