Wie es um das E-Rezept steht APOTHEKE ADHOC, 04.11.2021 18:17 Uhr
Wie läuft es eigentlich beim E-Rezept? Nicht gut, wenn man sich unter den Beteiligten umhört. Offiziell jedoch ist alles stets in Butter. Zwar müsse man die Erprobung in der Fokusregion verlängern, aber das liege an der geringen Zahl der Tester, nicht an technischen Schwierigkeiten, sagt die Gematik. ADHOC-Chefredakteur Alexander Müller und sein Kollege Tobias Lau erklären in der neuen Podcast-Episode von NUR MAL SO ZUM WISSEN, warum die Gematik und das Bundesgesundheitsministerium sich mit ihrer Intransparenz selbst ein Bein stellen, und fragen sich, welche Berufsgruppe es wohl besser macht: die Apotheker oder die Ärzte.
Unbändige Vorfreude auf das E-Rezept herrscht unter Apothekern und Ärzten nicht gerade, da sind sich beide Heilberuflergruppen einig. Uneinig zeigen sich jedoch ihre Standesvertretungen: Während die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) seit Monaten warnt und fordert, den Start zu verschieben, erklärt die Abda fortlaufend, dass die Apotheken bereit seien. Wer macht es besser? „Es kann natürlich ein gutes Kalkül dahinterstehen, zu sagen, wir schießen diesmal nicht quer, sondern zeigen, dass wir nach vorn gerichtet sind“, sagt Lau. Das Kalkül sei ein politisches, denn für die Apotheken geht es um mehr als die Ärzte – umso wichtiger, dass die Abda versucht, sich durch konstruktive Partnerschaft einen gewissen Einfluss auf Regulierungsfragen zu sichern.
Dass bei einem eigentlich technischen Thema wie dem E-Rezept hauptsächlich über Politik gesprochen wird, ist dabei schon Teil des Problems: Denn viele Entscheidungen rund um Erprobung und Einführung des E-Rezepts wurden nicht aus technischen, sondern offensichtlich aus politischen Gründen getroffen, sind sich die beiden einig. Folge ist politische Kommunikation statt Transparenz. „Immer, wenn es Verschiebungen gibt, wird so getan, als wäre das alles normal und so geplant gewesen“, sagt Müller. „Das ist auch mein Problem damit: Dass nicht mal zugegeben wird, dass es nicht so rund läuft, wie man sich das vielleicht irgendwann mal gewünscht hat.“
„Dann frage ich mich doch: Wenn es für die Gematik klar war, für alle anderen ringsherum aber nicht – woran liegt es denn dann?“, so Lau. Man könne sich natürlich in politischer Semantik bemühen, „aber ganz ehrlich: So schafft man kein Vertrauen.“ Und als wäre das noch nicht genug, liegt Venlo nun plötzlich in der Region Berlin/ Brandenburg. Die bundesweite Einführung wurde um zwei Monate verschoben – Shop Apotheke erhält aber trotzdem bereits erste E-Rezepte, bevor es Vor-Ort-Apotheken in Deutschland tun. „Ich glaube, das ist das, was Apotheken in Bayern oder anderswo außerhalb der Testregion wahnsinnig nervt: Das ein Hollandversender plötzlich sagt, er ist auch schon dabei“, kommentiert Müller.
Bei all den offenen technischen und politischen Fragen sollte allerdings auch der Faktor Mensch nicht unter den Tisch fallen: Die Ärzte machen in ihrer Mehrheit keinen Hehl daraus, wie wenig Lust sie auf das E-Rezept haben. Was das für die Apotheken im Arbeitsalltag bedeuten könnte und wie Apotheken damit umgehen sollten, erklären die beiden in der aktuellen Ausgabe von NUR MAL SO ZUM WISSEN.
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