Das Rechenzentrum ARZ Haan reagiert auf die massiven E-Rezept-Anfragen der Warenwirtschaftssysteme der Apotheken. Das Unternehmen muss wegen der enormen Datenmengen einen neuen Server einbauen. Der Austausch ist für 14 Uhr geplant.
Die Anforderungen an die Server der Rechenzentren sind mit der Einführung des E-Rezepts seit Anfang Januar gestiegen. „Das sind Datenmengen, die hat es so im Testlauf nicht gegeben“, sagt ARZ-Geschäftsführer Klaus Henkel, der auch Vorstand des Bundesverbands Deutscher Apothekenrechenzentren (VDARZ) ist. Betroffen seien die Systeme aller Anbieter. Es komme sowohl zu Störungen zwischen Apotheke und Rechenzentrum, als auch zwischen Rechenzentrum und Kostenträger. Ein Beispiel aus der Praxis: Eine digitale Verordnung von einer Warenwirtschaft einer einzelnen Apotheke habe alleine 250.000 Anfragen ausgelöst.
Henkel erklärt: „Es gibt Warenwirtschaften, die fragen jede Stunde ein E-Rezept an. Wenn dies dann nicht abgeschlossen ist, läuft die Anfrage erneut.“ Grund dafür könnten die Einstellungen im jeweiligen Programm sein. Für die empfangenden Systeme ähnele die Anfrage einem „Hackerangriff“ und sie würden gegebenenfalls sogar blockiert. Wenn man diesen Fall auf 6 Millionen E-Rezepte hochrechne, könne man sich die neuen Anforderungen vorstellen.
Deshalb reagiert das ARZ Haan und tauscht den Server heute um 14 Uhr gegen einen leistungsstärkeren aus. Dadurch komme es zu einem Ausfall, der bis zu einer Stunde dauern könne. Eigentlich war dies für das Wochenende geplant, wenn die Apotheken weniger E-Rezepte bearbeiten. Doch angesichts der Eile kann nicht gewartet werden. Denn am HV-Tisch erleben die Apothekenangestellten, dass es zu langen Wartezeiten und Störungen im Ablauf kommt.
Doch die enorme Datenmenge sei nur ein Knackpunkt. Dazu komme, die Glasfasertechnologie, die zwischendurch ebenfalls zusammenbreche. „In der Zwischenzeit schaltet man bei uns auf Funksteuerung um. Das funktioniert, ist aber nur eine Notlösung“, erklärt Henkel. In den Apotheken kommt es deshalb ebenfalls zu Störungen. Dazu kämen die Ausfälle der Gematik – und wieder könne das Rechenzentrum nicht abgleichen und die Prozesse liefen mehrmals.
Die Thematik betreffe alle Rechenzentren und auch die Anbieter der Warenwirtschaftssysteme. Henkel fordert deshalb eine gemeinsame Lösung. „Wir nehmen das Problem ernst.“ Die Anbieter wollen sich kommende Woche zu einer Krisensitzung treffen, um dieses Problem zu diskutieren. Bei all den Einschränkungen seien die E-Rezepte jedoch gesichert, betont Henkel. „Jeder Datensatz ist 100 Tage lang nachvollziehbar.“
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