Die Zeit bis zur Einführung des E-Rezepts wird immer kürzer, die Sorgen vieler Apotheker hingegen immer größer. Elektronische Rezepte dürften zu einem Großteil an die Versender gehen, so die Befürchtung. Immerhin: Die Mehrheit der Menschen will auch nach der Einführung des E-Rezepts weiter in die Apotheke vor Ort gehen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des Tagesspiegels.
Grund zur Freude ist das Ergebnis aber nur bedingt: Selbst die größten Pessimisten gehen nicht von einer Verlagerung der Mehrheit der Rezepte aus, vielmehr ist die Rede von einem Marktanteil um die zehn Prozent in kurzer Zeit – und dieser Befürchtung widersprechen auch die Ergebnisse der aktuellen Befragung nicht.
Der zufolge gaben 60,5 Prozent der 2500 Befragten an, auch nach Einführung der elektronischen Verordnung in die örtliche Apotheke gehen zu wollen. 14,3 Prozent gaben an, online bestellen zu wollen. Raum für Wettbewerb ist vor allem dazwischen: 22,5 Prozent der Befragten kreuzten „teils/teils“ an. Wenig Hoffnung gibt dabei allerdings die Altersverteilung: Die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen ist nämlich auch bei Arzneimitteln die online-affinste. Mit 23 Prozent gab in ihr fast jeder Vierte an, nach Einführung des E-Rezepts bei Versendern bestellen zu wollen. Die Treue zu den Vor-Ort-Apotheken steigt demnach mit dem Alter: In der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen fiel der Anteil derer, die online bestellen wollen, bereits auf 13 Prozent. Bei den Menschen über 65 sind es nur noch elf Prozent. Mehr als 69 Prozent der Befragten dieser Altersgruppe gaben an, verordnete Arzneimittel nur vor Ort holen zu wollen.
Ein unerwartetes Ergebnis liefert hingegen die Aufteilung nach Stadt und Land. Man könnte denken, dass Menschen mit einem langen Weg zur nächsten Apotheke eher zur Online-Bestellung neigen – doch das Gegenteil scheint der Fall: Von den Befragten, die in Regionen mit geringer Bevölkerungsdichte leben, gaben 14 Prozent an, online bestellen zu wollen. In Gegenden mit sehr hoher Bevölkerungsdichte hingegen waren es 19,5 Prozent. Offensichtlich scheinen sich die Befragten auch durch alle Gruppen hinweg bereits ausgiebig mit dem Thema befasst zu haben: Nur drei Prozent gaben an, noch nicht zu wissen, ob sie ihre Arzneimittel online oder vor Ort kaufen wollen.
Nicht abgebildet wurde in der Umfrage hingegen die Überschneidungsmenge zwischen den einzelnen Kanälen. Die hatte erst kürzlich eine Umfrage im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom aufgezeigt: 99 Prozent der Befragten gaben demnach an, dass sie sich verschreibungspflichtige Medikamente in Vor-Ort-Apotheken besorgen. Nach nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln gefragt, fiel der Anteil der Präsenzapotheken schon spürbar geringer aus: 74 Prozent gaben an, sich die gewöhnlich vor Ort zu holen. 39 Prozent gaben an, dafür auch Reformhäuser oder Drogeriemärkte zu nutzen.
Gleichzeitig antworteten 58 Prozent, dass sie ihre Medikamente für gewöhnlich auch online bestellen. Nahezu alle aus dieser Gruppe gaben das für rezeptfreie Arzneimittel an, immerhin 17 Prozent sagten aber, sie würden auch verschreibungspflichtige Arzneimittel online bestellen.
Auch hier waren es vor allem die jüngeren Befragten, die die Online-Bestellung bevorzugten: Mit 73 Prozent gaben fast drei Viertel der 16- bis 29-Jährigen an, dass sie das gewöhnlich tun. Unter den 30- bis 49-Jährigen sind es noch 71 Prozent sowie 64 Prozent der 50- bis 64-Jährigen. Auch dort waren lediglich unter den über 65-Jährigen sind die Online-Besteller mit 25 Prozent in der Minderheit.
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