Keine Einzelfälle

„Über die gelöschten E-Rezepte spricht keiner“

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Berlin -

Seit der verpflichtenden Einführung des E-Rezeptes Anfang des Jahres muss es eine erhebliche Anzahl an verfallenen Verordnungen geben. Das vermutet zumindest ein Inhaber einer Apotheke in Brandenburg. „Es ist kein Einzelfall, dass wir nicht eingelöste Rezepte löschen müssen“, erklärt er. Der Grund: „Die Chipkarte wird nach dem Arztbesuch oft weggesteckt. Aus den Augen, aus dem Sinn.“

Es komme fast täglich vor, dass der Apotheker eine Chipkarte seiner Patient:innen steckt und bereits verfallene Verordnungen aufploppen. „Früher hatte man das Papierrezept in den Händen“, gibt er zu bedenken. „Oftmals pinnen es die Menschen irgendwo an oder legen es so ab, dass sie daran denken, es einzulösen.“ Aber mit der digitalen Verordnung sehe das anders aus. „Aus den Augen, aus dem Sinn. Die Menschen vergessen es entweder oder wissen oftmals nicht, dass auch die digitale Verordnung nur 28 Tage gültig ist.“

Es komme dann häufig zu unschönen Situationen am HV-Tisch: „Wir müssen die Patienten darauf hinweisen, dass die Rezepte schon verfallen sind“, so der Inhaber. „Aber ich brauche das doch, bekomme ich häufig als Antwort“, erklärt er. Ihm bleibe nur, die Verordnung zu löschen und die Patient:innen zum Arzt zurückzuschicken. „Das sind auch keine Einzelfälle, es passiert häufig, dass ich verfallene Rezepte löschen muss. Nur über diese gelöschten Rezepte spricht keiner.“

Dabei sei doch vor allem die Compliance und Arzneimittelsicherheit ein großes Thema, so der Pharmazeut. „Man hat das Rezept nicht mehr in der Hand, vor allem für Chroniker kann das problematisch werden.“ Oder auch, wenn Angehörige die Medikamente für jemanden abholen: „Wir geraten dann in Erklärungsnot. Zudem können wir auch nicht einfach bei der Arztpraxis anrufen, weil es häufig gar kein Durchkommen gibt“, so der Apotheker. „Wenn die Patienten ein neues Rezept brauchen, müssen sie zurück zum Arzt. Der Unmut bleibt dann häufig bei uns hängen.“

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