TI-Chaos: Hausärzte fordern höhere Pauschale Lilith Teusch, 05.04.2024 11:35 Uhr
Vor dem Hintergrund der anhaltenden Störungen bei Anwendungen der Telematikinfrastruktur (TI) fordert der Deutsche Hausärztinnen- und Hausärzteverband (DHÄV) den Gesetzgeber auf, die TI-Pauschale anpassen zu lassen und dabei die durch die Ausfälle verursachten finanziellen Schäden einzupreisen. Die jetzige Höhe reiche bei weitem nicht, um die durch das „TI-Chaos“ entstehenden Mehrkosten zu decken.
„Viele Hausarztpraxen verbringen inzwischen jede Woche unzählige Stunden damit, das TI-Chaos zu verwalten“, sagt die Bundesvorsitzende Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth. Diese Zeit fehle dann nicht nur bei der Patientenversorgung, es würden auch ganz konkrete Kosten verursacht – beispielsweise, weil Hausärztinnen und Hausärzte regelmäßig gezwungen wären, externe IT-Dienstleister auf eigene Rechnung hinzuzuziehen. „Wenn es der Gesetzgeber schon nicht schafft, ein stabiles System auf die Beine zu stellen, dann muss zumindest verhindert werden, dass die Ärztinnen und Ärzte unverschuldet auf den Kosten sitzenbleiben“, so Buhlinger-Göpfarth.
Pauschale deckt Kosten nicht
Die TI-Pauschale solle laut Aussage des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) ursprünglich sicherstellen, dass einer Arztpraxis im Regelfall alle Kosten des Anschlusses und des Betriebes der TI erstattet werden. „Vor dem Hintergrund der Erfahrungen der letzten Wochen und Monate ist es offensichtlich, dass die TI-Pauschale nicht leistet, was sie sollte. Die Folge: Die Kosten bleiben an den Praxen hängen“, so Buhlinger-Göpfarth. Der Gesetzgeber müsse seine eigenen Ankündigungen ernst nehmen und die Partner der Selbstverwaltung beauftragen, hier nachzusteuern.
Dauerstörungen beim E-Rezept
„In sehr vielen Praxen vergeht quasi kein Tag, an dem nicht irgendeine Komponente streikt. Jeden Morgen hoffen und bangen unsere Praxisteams, dass sie halbwegs unbeschadet durch den Tag kommen. Man muss es klar sagen: Die dringend notwendige Digitalisierung des Gesundheitswesens droht von den Verantwortlichen gerade mit Volldampf gegen die Wand gefahren zu werden“, ergänzt der Bundesvorsitzende Dr. Markus Beier.
In den vergangenen Wochen kam es immer wieder zu Störungen bei der TI. Betroffen waren unter anderem das Ausstellen und Einlösen des E-Rezeptes. Eine Ursache davon war nach Angaben der zuständigen Gematik etwa eine Störung bei einem von der Gematik zertifizierten Anbieter. Zusätzlich dazu meldet das Fachportal wiederholt Störungen, die die Funktionalität unterschiedlicher Anwendungen betreffen.
„Die Hausarztpraxen waren und sind Unterstützer einer funktionierenden Digitalisierung. Das derzeitige Chaos lässt aber auch den größten Befürworter ratlos zurück“, so Beier. Besonders frustrierend sei für die Praxen, dass es keinen Gesamtverantwortlichen gäbe. Jeder zeige mit dem Finger einfach auf den anderen. „Den Letzten beißen dann die Hunde, und das sind dann leider wir Hausärztinnen und Hausärzte und unsere Teams. Im Gegensatz zu Gematik & Co. können wir die Verantwortung nämlich nicht einfach weiterreichen, sondern müssen direkt mit den Konsequenzen umgehen, und das im laufenden Praxisbetrieb,“ sagt Beier.