Apothekerin protokolliert alle Ausfälle

TI-Ausfälle: „Versorgung deutschlandweit gefährdet“

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Berlin -

In der Gesundheitspolitik wird das E-Rezept gern als Erfolgsstory verkauft, in den Apotheken vor Ort ist davon nicht viel zu merken: „Das System läuft noch nicht mal mit Volllast – was, wenn eine Störung mal länger als nur Minuten oder Stunden dauert“, fragt sich Apothekeninhaberin Daniela Hänel. „Physiotherapeut:innen, Kliniken und andere Dienstleister sind noch nicht mit eingestiegen.“ Seit Anfang Dezember hat sie die Störungen der Gematik in der Linda Apotheke in Zwickau protokolliert: „Mehr als 20 Vorfälle gab es in der kurzen Zeit schon.“

Am 12. Dezember, mit der 3. Störung bei der Gematik, habe sie angefangen, die Ausfälle zu protokollieren: „Ich habe Screenshots gemacht und festgehalten, wann es zu Ausfällen beziehungsweise Störungen der TI mit Gematik-Meldungen kam“, so Hänel. „Ich habe die Chronik ausgedruckt, die Störungsfälle füllen mittlerweile schon zwei A4-Seiten.“ Vergleiche man die Anzahl der diesjährigen Fälle mit dem Vorjahr, stehe das in keinem Verhältnis: „Innerhalb von acht Wochen häuften sich die Störungen derart, dass ich mich frage, wie es werden soll, wenn das System bald mit Vollast fährt“, so die Inhaberin.

Schon nach den ersten Störungen wendete sich die Apothekerin an die Abda, ihren Verband und die Kammer: „Niemand fühlte sich für den Verlust verantwortlich, der bei solchen Zwischenfällen für die Apotheke entsteht. Der schwarze Peter wurde von der Abda zum Verband und vom Verband zur Kammer geschoben. Man sei machtlos, war die Aussage“, berichtet sie.

Archiv erst seit Kurzem verfügbar

Was Hänel zusätzlich ärgert: „Bis vor kurzem gab es nicht mal ein Archiv zu den Störungen, jetzt gibt es zwar eins, aber dieses wird nicht regelmäßig aktualisiert.“ So tauchte beispielsweise die Störung von Montag erst spät im Archiv auf, so Hänel. „Es wird zudem auch über den Whatsapp-Kanal sehr schlecht informiert. Ich habe auch nicht Zeit, alle paar Minuten zu schauen, ob sich was tut.“ Am Montag sei die Störung gegen 8 Uhr losgegangen, eine Information der Gematik kam aber erst 9.15 Uhr, so Hänel. „Wir sind in der Apotheke dann immer die Dummen. Keiner kann sich richtig vorstellen, wie das ist, die Kunden einfach wegschicken zu müssen“, ärgert sie sich. „Eine schnelle Informationspolitik wäre absolut wünschenswert.“

Wie soll das weitergehen? „Das ist eine der großen Fragen. Was sollen wir machen, wenn das System mal mehrere Tage ausfällt?“ Im Hinblick auf Lieferengpässe hätten die Apotheken noch viel abfedern können, so Hänel. „Wenn ich aber nicht sehe, was überhaupt verordnet ist, kann ich auch nichts abgeben.“ Für sie ist klar: „Die Patientenversorgung in ganz Deutschland ist gefährdet. Wenn die Technik ausfällt, ist alles vorbei“, so Hänel.

„Stecken schon in der Krise“

„Gesundheitsminister Karl Lauterbach will das Gesundheitssystem in Deutschland krisensicher machen“, so Hänel. „Wir stecken doch aber bereits mitten in der Krise.“ Trotzdem versucht sie positiv zu bleiben, vor allem vor den Kund:innen: „Liegt eine Störung vor, sagen wir den Menschen, dass wir versuchen, die Rezepte zu laden. Oder wir fragen, ob sie noch was einkaufen müssen. Hier in der Gegend ist es noch relativ entspannt, die Kunden haben vermehrt Verständnis und kommen dann später wieder. Ein Dauerzustand kann das aber nicht sein“, so Hänel.

Die Gematik stellt klar: „Hinweise und Updates zu Störungen geben wir transparent in unserem Fachportal wieder. Auch über Whatsapp informieren wir zur Störungslage. Auf die Störung vom 4. März weisen wir in unserem Kanal seit Dienstag, den 27. Februar hin“, so eine Sprecherin.

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