Telematikinfrastruktur ohne Konnektor Laura Schulz, 09.08.2024 10:31 Uhr
Das TI-Gateway ermöglicht Leistungserbringern einen Zugang zur Telematikinfrastruktur (TI), ohne einen eigenen Konnektor betreiben zu müssen. Stattdessen werden die Zugänge in einem zentralen Rechenzentrum verwaltet, was Apotheken, Praxen und Kliniken Aufwand ersparen soll. Die Technologie steht bereits seit einigen Monaten „in den Startlöchern“, nun hat der erste Anbieter eine Zulassung durch die Gematik erteilt bekommen.
Der TI-Dienstleister Rise meldete die Zulassung und informiert über den Start der „kontrollierten Inbetriebnahme“ sowie den anschließenden Rollout des neuen konnektorlosen Zugangs. Einige Nutzergruppen, unter anderem in Kliniken, testeten das TI-Gateway bereits im sogenannten Friendly User Test, nun könne man die Leistung in breiter Fläche anbieten. Neben Praxen und Apotheken stehe das Angebot auch Kliniken, Pflegeheimen, Physiotherapeuten sowie Hebammen zur Verfügung.
So funktioniert das TI-Gateway
Leistungserbringer verbinden sich per sicherem VPN-Zugang mit einem Rechenzentrum. Dort steht in geschützter Umgebung ein Highspeed-Konnektor (HSK). „Dieser wurde von der Gematik geprüft und zugelassen und ersetzt mit seiner Leistungsfähigkeit eine Vielzahl an Konnektoren“, beschreibt die Gematik die neue Zugangsmöglichkeit. Dadurch könnten beispielsweise über Ausbaustufen dieser Hochleistungskonnektoren mehrere tausend Institutionen gleichzeitig versorgt werden.
Kosten sparen
„Der Highspeed-Konnektor ist eine technische Innovation, die die Digitalisierung des Gesundheitswesens in den kommenden Jahren maßgeblich vorantreiben wird“, so die Gematik. Er erspare medizinischen Einrichtungen Kosten und Installationsaufwand. „Die Anbindung an die TI wird dadurch niedrigschwelliger und digitale Anwendungen werden leichter zugänglich.“
Bisher handelt es sich bei den Konnektoren um Hardware-Komponenten, die vor Ort den TI-Zugang ermöglichen. Die Konnektoren sind mit stationären Kartenterminals und Client-Systemen von Leistungserbringern verbunden. Die HSK ermöglichen mehr Leistung und damit weniger Einzelkonnektoren.
Als TI-Gateway wird der Dienst bezeichnet, der ermöglicht, auf die Installation von Einbox-Konnektoren vor Ort zu verzichten, in dem der TI-Anschluss über HSK erfolgt. Die Verantwortung für den HSK liegt beim jeweiligen Anbieter, nicht bei der Apotheke oder der Praxis.
Rise macht den Anfang
„Wir freuen uns, dass wir die Zulassung für unser RISE TI-Gateway als erster Hersteller erhalten haben. Das Rise TI-Gateway ist die neueste und modernste Möglichkeit zur Anbindung an die TI. Das wird für Leistungserbringer von immensem Vorteil sein und auch mobile Nutzergruppen werden hiervon profitieren“, so Dr. Christian Schanes, Mitglied der Rise-Geschäftsführung. Man sei stolz, in einem weiteren Bereich der TI mit einer neuen Lösung zu starten. „Unser Ziel ist es, Leistungserbringern die Anbindung an die TI so einfach wie möglich zu machen, damit sie sich auf die Versorgung ihrer Patientinnen und Patienten fokussieren können.“
Funktioniert ohne Konnektoren vor Ort
Zusätzliche hardwarebasierte Konnektoren vor Ort brauche es damit nicht in der Apotheke. „Der Konnektor und damit neu der Highspeed-Konnektor verlagert sich ins Rechenzentrum und Wartung sowie Betrieb werden vom Anbieter übernommen“, erklärt der Dienstleister das Angebot. Leistungserbringer werden dann mittels Zugangsmodul mit dem HSK verbunden, der wiederum über eine stabile und redundante Verbindung an die TI verfügt. Damit seien die Kunden flexibel und skalierbar unterwegs. Zudem sehe man sich so für zukünftige Entwicklungen und Innovationen im Gesundheitswesen gerüstet. Auch weitere TI-Services könnten problemlos an die Einrichtung angebunden werden, ohne dass dafür weitere Hardware oder Software notwendig ist.
Leistungserbringer würden dadurch entlastet, so Rise, die HSK würden in sicheren Rechenzentren die Betriebssicherheit und Verfügbarkeit des TI-Zugangs erhöhen. Auch der Bedarf an Kartenterminals werde so reduziert: In weiteren Schritten sollen die sichere Ablage von Organisationsidentitäten und Praxisausweisen übernommen werden, die Nutzung der Institutionskarten (Security Module Card Typ B, SMC-B) entfalle dann ebenfalls vor Ort. Auch die Installation und Wartung des Konnektors vor Ort entfalle so für die Apotheken.
Seit 2023 im Einsatz
Seit Februar 2023 steht die Spezifikation für das TI-Gatway, das das Ende der Einbox-Konnektoren einläuten soll. Erste Zulassungen für HSK waren sogar schon für das vergangene Jahr geplant, blieben aber bisher in Testphasen. Die Technik basiert auf Standard-Server-Software, sodass diese auch in großen Rechenzentren betrieben werden können. Krankenhäuser haben häufig ihr eigenes Rechenzentrum, die Verantwortung dafür liegt bei diesen. Da ein einzelner HSK die TI-Anbindung für ein komplettes Krankenhaus übernehmen könne, statt dass mehrere Einzel-Konnektoren benötigt werden, könne so viel zusammengelegt werden.
Rise wurde vor mehr als 20 Jahren in Wien gegründet und ist den eigenen Angaben zufolge in den Bereichen Gesundheit, Mobilität, Finanzwesen, Retail, Verwaltung, Fertigung, Industrie und IT-Sicherheit unterwegs. Seit 2006 sei man führend im Aufbau der TI involviert und habe zahlreiche Komponenten und Services zur Zulassung gebracht. Derzeit liegen die Schwerpunkte des Dienstleisters auf dem neuen Rise-HSK, dem Aufbau der Patientenakten (ePA) für 25 Millionen Versicherte im Auftrag von mehr als 80 gesetzlichen und privaten Kassen, einem KIM-Service, dem zentralen Identity Provider (IDP) der TI zur Zugriffsregelung auf die Fachdienste wie das E-Rezept sowie mehreren einzelnen IDP der Kassen.
Weitere Player im Markt
Mit im Rennen um die HSK sind auch Anbieter wie die eHealth Experts(Ehex), die unter anderem für Shop Apotheke auch das CardLink-Verfahren aufgesetzt haben und ihre HSK bereits in Kliniken testen. Im April zur DMEA war man „kurz vor der Fertigstellung“ und erwartet nun jederzeit die Zulassung. Bis Ende September will auch der Dienstleister Secunet mit seinem HSK am Start sein.