Was bringt das E-Rezept?

Studie: Rx-Anteil der Versender 2030

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Berlin -

Die Einführung des E-Rezepts hat mit dem vorübergehenden Aus des eGK-Verfahrens einen weiteren Rückschlag erlitten. Wann mit einer flächendeckenden Einführung zu rechnen ist, lässt sich aktuell schwer abschätzen. Die Unternehmensberatung Smile BI hat verschiedene Szenarien durchgespielt, wann die Versandapotheken auf den erhofften Schub für ihr Geschäftsmodell hoffen dürfen.

Eine erste Erkenntnis der Studie: Wie erwartet profitiert der Versandhandel von der Einführung der digitalen Verordnung. Etwa 10 Prozent der eingelösten E-Rezepte seien an Versandapotheken gegangen, so Smile BI. Allerdings ist in der Studie der Stand vom 1. September mit damals rund 190.000 eingelösten E-Rezepten wiedergegeben. Heute weist das TI-Dashboard der Gematik knapp 350.000 aus – die Anteile könnten sich also noch deutlich verschoben haben. Angesichts von täglich 1,5 Millionen eingelösten Rezepten sind die zuletzt etwa 9000 E-Rezepte am Tag nicht sonderlich repräsentativ – ein Trend Richtung Versandhandel ist aber erkennbar.

Aktuell wird nur in Westfalen-Lippe der Roll-out aktiv vorangetrieben. Wenn in der Region 25 Prozent der Rezepte bei niedriger Fehlerquote online eingelöst werden, sollen weitere KV-Regionen angeschlossen werden. Allerdings war das Engagement der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) daran gekoppelt, dass mit dem eGk-Verfahren eine Alternative zum ausgedruckten Token und der Gematik-App geschaffen wird. Hier bleibt die weitere Entwicklung abzuwarten.

Drei Szenarien

Smile BA ist in der „E-Rezept-Studie“ noch davon ausgegangen, dass diese dritte Option besteht und irgendwann E-Rezepte auch vollständig online eingelöst werden können. Davon ausgehend wurden drei Szenarien durchgespielt. Selbst in der für die niedergelassenen Apotheken günstigsten Variante ist demnach mit einem Rückgang der Apotheken auf 16.700 Standorte bis 2030 zu rechnen. In diesem Szenario würde es weitere Verzögerungen bei der Einführung des E-Rezept geben und diese erst Ende 2023 in Schwung kommen.

Für deutlich wahrscheinlicher halten die Autor:innen um Smile-Chef Fabian Kaske Szenario 2 mit einer bundesweiten Einführung des E-Rezepts Mitte 2023. Nachdem es ab 2024 erlaubt würde, E-Rezepte ausschließlich online einzulösen, könnten sich Versender Erst- und Folgerezepte in nennenswerter Größe sichern, so diese Variante. Der große Erfolg beim Quick-Commerce und den Bestellplattformen der Vor-Ort-Apotheken bleibt in diesem Szenario aus, knapp über 15.000 Apotheken im Jahr 2030 wären die Folge. Der Worst-case geht sogar von nur noch etwas über 13.000 Apotheken aus – allerdings auch von einer ruckelfreien Einführung des E-Rezepts im Frühjahr 2023.

Je nach Durchführung des Fahrplans und möglicher weiterer Hürden könnten die Versender in unterschiedlichem Ausmaß zum Gewinner des E-Rezepts werden. Smile BA geht in jedem Szenario von steigenden Umsätzen aus, die 2030 zwischen 9 und 14 Milliarden Euro liegen könnten. In der Variante mit schnellstem Wachstum hätten die Versender schon 2026 ihre Rx-Umsätze verdoppelt.

Versender hoffen auf E-Rezept

Tatsächlich hoffen auch die Versender auf einen Boost – mit Blick auf die immer weiter schwächelnden Aktienkurse bleibt ihnen auch aktuell nicht viel mehr. Stefan Feltens, CEO von Shop Apotheke bekräftigte gegenüber Smile BA seine Erwartung an das E-Rezept: „Als Unternehmen gehen wir davon aus, dass in den kommenden Jahren nach der Einführung des E-Rezepts der Online-Marktanteil von Rx bei etwa 10 Prozent liegen wird.“ Aktuell betrage der Anteil von Rx-Medikamenten 0,7 Prozent. Und Walter Hess, CEO der Zur Rose Gruppe, gab als Statement ab: „Die Einführung des E-Rezepts in Deutschland ist für die Zur Rose-Gruppe eine klare „Once-in-a-Lifetime-Möglichkeit“ in einem 50-Milliarden-Markt.“

Christian Buse (Mycare), Chef des Versenderverbands BVDVA, sieht aber auch Grenzen: „Ob eine Öffnung der Telematikinfrastruktur direkt oder indirekt für Dritte kommt, ist nicht abzusehen. Gerade im Hinblick auf das umfassende ‚Makelverbot‘ sind Geschäftsmodelle, die nicht regelhafte Leistungserbringung beinhalten, als schwierig darstellbar zu bewerten.“

Und Kaske & Co vermuten, dass analoge Verfahren wie der Papierausdruck oder die Nutzung der eGK den digitalen Gedanken des E-Rezepts bremsen und damit die Einlösung der Rezepte über Onlineapotheken oder Plattformen ausschließen. Kritisch sieht die Unternehmensberatung zudem dem zu hohen Datenschutzstandard.

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