So läuft die Ausweiskontrolle in der Apotheke Katharina Brand, 07.12.2023 10:48 Uhr
Ab dem kommenden Jahr sollen Versicherte ihre GesundheitsID erhalten, also ihre digitale Identität für das Gesundheitswesen. Eine Schlüsselrolle kommt den Apotheken zu: Per „Apotheken-Ident“ soll die Identität von Millionen Bürgerinnen und Bürgern in der Offizin bestätigt werden. Neben einer Schulung erhalten Apothekenteams ein Dokumentenprüfgerät, das auch im Behördenumfeld eingesetzt wird.
Mit Apotheken-Ident soll die Identiät gegenüber der Krankenkasse bestätigt werden. Laut Gematik finden derzeit Abstimmungen mit Kassen, privaten Krankenversicherungen, dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und Bundesamt für Datenschutz und Informationsfreiheit (BfDI) statt. Zum finanziellen Aufwand könne man laut GKV-Spitzenverband zum jetztigen Zeitpunkt noch nichts sagen. Der Start ist für Mitte 2024 geplant.
E-Rezept und ePa
Die GesundheitsID wird auf dem Handy der versicherten Person hinterlegt; diese kann dann als Zugang zum E-Rezept oder zur elektronischen Patientenakte (ePa) genutzt werden. Laut Gematik soll eine einfache Nutzung möglich sein, gleichzeitig sollen hohe Sicherheitsanforderungen erfüllt werden. „Das Verfahren soll zu einer aktiven Verbreitung und Nutzung der GesundheitsID beitragen, daher ist es aus unserer Sicht wichtig, die beiden genannten Aspekte in einem guten Prozess zu vereinen.“
Mit dem Voucher in die Apotheke
Der Service kann sowohl durch die Kasse als auch durch die Versicherten selbst angestoßen werden. Die versicherte Person erhält einen Voucher; dieser kann per Mail, in der Krankenkassen-App oder in Papierform zur Verfügung werden. Zusammen mit einem gültigen Ausweisdokument – dem Personalausweis oder Reisepass – kann man in der Apotheke die GesundheitsID erhalten.
Das geschulte Team startet den Prozess mit dem bereitgestellten QR-Code. Mit speziellen Dokumentenprüfgeräten, die von der Bundesdruckerei bereitgestellt und auch im Behördenumfeld eingesetzt werden, können die Identitätsdaten aus dem Ausweisdokument ausgelesen und sicher an die Krankenkasse übermittelt werden.
Auf Basis dieser Daten richtet die Kasse die GesundheitsID für die versicherte Person ein. Außerdem erhält man laut Gematik die PIN zu seiner eGK – und kann dann eGK und PIN für das E-Rezept und die ePA am eigenen Endgerät nutzen.
Das Geld für die Apotheken kommt von den Krankenkassen, über die Höhe der Vergütung wird noch verhandelt.
Theoretisch könnte man die digitale Identität auch in den Geschäftsstellen der Kassen anlegen lassen. Auch eine digitale Möglichkeit gebe es: Menschen, die bereits einen digitalen Personalausweis samt zugehöriger PIN oder eine freigeschaltete eGK samt zugehöriger PIN haben, könnten dies über eine entsprechende App der Kasse erledigen. Bei der TK etwa soll „TK-Ident“ ab dem kommenden Jahr genutzt werden können.
Erst Barmer, dann alle Kassen
Mit dem Digitale-Versorgungs-und-Pflege-Modernisierungsgesetz (DVPMG) waren die Kassen verpflichtet worden, ihren Versicherten ab dem kommenden Jahr digitale Identitäten anzubieten. Den Anfang machen könnte die Barmer, die T-Systems beauftragt hat, für ihre rund 8,7 Millionen Versicherten digitale Identitäten bereitzustellen und zu verwalten. Die Gematik hatte dem ID-Dienst die Zulassung erteilt, den T-Systems gemeinsam mit Verimi entwickelt hat. Alle Daten liegen auch während der Verarbeitung verschlüsselt auf einer sicheren und souveränen T-Systems-Cloud in Deutschland.
Die TK hatte vor Kurzem auf dem Digital-Gipfel der Bundesregierung in Jena ein entsprechendes Gemeinschaftsprojekt mit der Bundesdruckerei vorgestellt. Die Kasse will ihren elf Millionen Versicherten über die GesundheitsID ebenfalls einen Zugriff auf das E-Rezept und die elektronische Patientenakte „TK-Safe“ bieten. Versicherte mit Online-Ausweis müssten für ihre GesundheitsID lediglich eine PIN festlegen und könnten sich anschließend per Smartphone identifizieren.
E-Identität für viele Bereiche
Die digitalen Identitäten sollen nicht auf Gesundheitsanwendungen beschränkt sein. Die Telekom engagiert sich daher bei den aktuell beginnenden EU-Feldtests für digitale Identitäten: Der Konzern erprobt die Technik für das Freischalten von Mobilfunk-Karten. Getestet wird in Deutschland, Frankreich, Österreich, Polen, Niederlande, Griechenland und der Ukraine.
Außerdem wird T-Systems künftig für das europäische Cloud-Projekt „Gaia X“ eine so genannte „ID Wallet“ für den digitalen Identitätsnachweis bereitstellen. Auftraggeber ist der Eco-Verband der Internetwirtschaft im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK). Außerdem wurde der Konzern beauftragt, für den auf Steuerberater spezialisierten Business-Software-Anbieter Datev eine ID-Lösung für die Branche zu bauen.