„Nerviger Zeitaufwand“

Secret-Datei verloren, E-Rezept gesperrt

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Berlin -

Einem Inhaber aus Baden-Württemberg sind in den vergangenen Wochen schon mehrfach E-Rezepte „flöten“ gegangen. „Das ist in solchen Fällen immer mit erheblichem Recherche-Aufwand verbunden“, so der Apotheker. Beim Stecken der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) konnte der Inhaber anhand von Protokollen sehen, dass zwei Rezepte abgerufen wurden: „Eins wurde angezeigt, das andere war lediglich ein paar Sekunden sichtbar, bevor es verschwand.“

Der Inhaber wollte im jüngsten Fall per eGK die E-Rezepte des Patienten auslesen: „In den Protokollen sahen wir, dass zwei Rezepte abgerufen wurden. Eins wurde uns angezeigt, das andere jedoch wurde nur für ein paar Sekunden als abgerufen angezeigt“, so der Inhaber. Dann sei es wieder verschwunden: „Es war nicht mehr aufzurufen, auch nicht mehr in der Historie oder irgendwo anders zu finden“, so der Apotheker. Das alles passierte, während der Patient noch in der Offizin stand: „Er sagte, er braucht das Medikament, und wir konnten nur sagen, dass wir aber keine gültige Verordnung haben.“

Was folgte, sei ein riesen Hickhack gewesen: „Mit dem Arzt gab es natürlich Diskussionen. Er sagte, er habe die Verordnung ausgestellt und es stünde sogar in seinem System, dass die Verordnung abgerufen worden sei“, so der Inhaber. Daraufhin habe die Praxis einen Token über diese Verordnung ausgedruckt. Dieser wurde in der Apotheke eingescannt: „Es kam eine Fehlermeldung bei uns in der TI, dass das Rezept bereits abgerufen wurde. Und zwar von einem anderen Teilnehmer“, so der Apotheker. Die Krux: „In dem Fall waren wir selbst der andere Teilnehmer.“ Es hieß zudem: „Das E-Rezept ist gesperrt“, so der Inhaber.

Zeitaufwand durch Recherche

Daraufhin ging die große Recherche los: „Wir haben die Ärztekammer und unseren Softwareanbieter ADG eingeschaltet“, berichtet er. „Wir haben von der Gematik erfahren, dass dieses Problem bereits bekannt sei.“ Wenn die E-Rezepte geladen werden, werde zeitgleich auch ein sogenanntes „Secret“ runtergeladen. „Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das eine Entschlüsselungsdatei, diese muss mit dem E-Rezept gekoppelt werden, damit es überhaupt angezeigt werden kann“, so der Inhaber. Diese Datei könne beim Download verloren gehen: „Dann wird dieses Rezept gelöscht, aus Sicherheitsgründen. Es ist dann folglich nicht mehr nutzbar.“

Das Problem: „Wie sage ich das dem Arzt, wie soll ich das beweisen?“, fragte sich der Apotheker. ADG habe die Möglichkeit, solche Fälle nachzuvollziehen: „Man bekommt dann ein Schreiben, welches besagt, dass das E-Rezept nicht eingelöst wurde“, so der Inhaber. „Zudem enthält es einen Hinweis an den Arzt, dass dieser bitte ein neues Rezept ausstellen möge. Alles in allem sehr aufwendig und zeitraubend.“

Update soll folgen

Laut Gematik soll es zeitnah ein Update dazu geben: „Das sogenannte Secret soll dann immer wieder neu runtergeladen werden können, sodass das Rezept nicht flöten geht“, so der Inhaber. Das seien alles nervige kleine Fehler, die „unnötig Probleme bereiten“, so der Apotheker.

Die Gematik bestätigt: „Der Secret-Code wird vom E-Rezept-Fachdienst beim Abruf des E-Rezepts erstellt und der Apotheke übermittelt. Er berechtigt die jeweilige Apotheke, die Statusänderungen auf dem E-Rezept-Fachdienst vorzunehmen. Dadurch wird gewährleistet, dass das E-Rezept nicht nochmal bei einer anderen Apotheke eingelöst werden kann. Der Code wird im Apothekensystem mit dem E-Rezept gespeichert“, so ein Sprecher.

Verliere ein Warenwirtschaftssystem das Secret, „kann es nicht mehr auf das E-Rezept zugreifen“, so der Sprecher weiter. „ Und das E-Rezept ist auch in einer anderen Apotheke nicht einlösbar.“ Dieses Problem bestehe lediglich vereinzelt und könne durch eine Datenbankprüfung innerhalb des Apothekensystems gelöst werden, so der Sprecher.

„Um den Verlust des Secrets zu vermeiden, soll den Warenwirtschaftssystemen die Möglichkeit gegeben werden, die Informationen zum E-Rezept noch einmal vom E-Rezept-Fachdienst abzurufen, wenn es dieses E-Rezept zuvor schon für die Belieferung abgerufen hat. Das erforderliche Update dafür wird im Fachdienst voraussichtlich Ende März 2024 bereitgestellt“, teilt der Sprecher mit.

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