E-Rezept in Westfalen-Lippe

Rochell: Wir erwarten eine Friedenspflicht

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Berlin -

Die Apotheken sollen allesamt ab September in der Lage sein, E-Rezepte anzunehmen. Die meisten Verordnungen dürfte es trotzdem in den Test-Regionen Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe geben. Weil sich die Prozesse erst noch einspielen müssen, fordert Thomas Rochell von den Krankenkassen eine Friedenspflicht.

Laut Gematik-Chef Dr. Markus Leyck Dieken gibt es in der Testphase bislang keine Retaxationen. Allerdings wurden die Krankenkassen vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) dem Vernehmen nach auch dazu verdonnert, über der Rezeptprüfung nicht übergenau zu sein.

AVWL-Chef Rochell reicht das nicht aus: „Der GKV-Spitzenverband hat zugesichert, dass es keine Retaxationen aus technischen Gründen geben wird. Wir erwarten zudem, dass die Primärkassen eine Friedenspflicht mit uns vereinbaren, wenn Westfalen-Lippe hier als Vorreiter vorangeht.“ Im Beschluss der Gematik ist davon keine Rede.

Fallstrick Praxisauswahl

Die Sorge scheint nicht ganz unberechtigt. Wo schon getestet wird, tauchen in der Praxis immer mal wieder kleine Fehler auf. Beispiel: In Gemeinschaftspraxen wurde bislang einfach ein Rezept ausgestellt und der behandelnde Arzt hat unterschrieben. Beim E-Rezept muss jeder Arzt das Rezept mit „seiner“ Praxis ausstellen und mit seiner Signatur versehen. Da es sich bei einem falsch zugewiesenen Rezept ansonsten nicht um einen technischen, sondern einen fachlichen Fehler handelt, könnte in diesem Fall retaxiert werden. Und dass bislang nicht retaxiert wurde, liegt nicht nur an den politischen Vorgaben, sondern auch an den schlichten Zahlen: Stand heute wurden bundesweit 25.003 E-Rezepte eingelöst – das sind 0,01 Prozent der jährlich etwa 500 Millionen Rezepte, die auf Muster-16 ausgestellt werden.

Zumindest in Westfalen-Lippe dürfte die Zahl bald steiler nach oben gehen. Für die Apotheken im Kammerbezirk ändere sich durch den Gematik-Beschluss grundsätzlich nichts, so Rochell: Dass alle Apotheken ab September bereit sein sollen, war ja schon vorab bekannt geworden. In Westfalen-Lippe beliefern Rochell zufolge schon viele Apotheken E-Rezepte und haben sich mit Ärzten zu „Testpärchen“ zusammengeschlossen. Die Erfahrungen seien zumeist positiv. Und im Apothekenportal seien immer mehr Apotheken als „E-Rezept-ready“ geflaggt. „Nun sind die Softwarehäuser in der Pflicht, die E-Rezept-Funktion flächendeckend einzuführen“, fordert der Verbandschef.

Rochell sieht Testphase als Chance

Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) soll laut Beschluss jetzt vorangehen, Rochell erwartet entsprechend ein höheres Aufkommen an E-Rezepten als in anderen Bundesländern. Es sei aber nicht davon auszugehen, dass sofort ab September alle Ärzt:innen in der Region mitmachen, „sodass wir nicht mit digitalen Verordnungen überrannt werden“.

Trotz offener Detailfragen zum E-Rezept sieht Rochell die Beteiligung seines Kammerbezirks als große Chance: „So können sich die Apothekerinnen und Apotheker in Westfalen-Lippe frühzeitig mit dem E-Rezept auseinandersetzen und die neuen Prozesse etablieren. Je eher wir uns damit befassen, desto einfacher wird später der Betrieb unter Volllast.“ Der AVWL erwartet von der Einführung des E-Rezeptes eine Verschlankung vieler Arbeitsabläufe in den Apotheken, damit würden Kapazitäten für weitere Dienstleistungen geschaffen. „Für die Patienten wird die Versorgung komfortabler und noch ein Stück sicherer“, ist Rochell überzeugt.

Die Apotheken sollen weiter eng begleitet werde. „Wenn in Einzelfällen Probleme aufgetaucht sind beziehungsweise auftauchen, beraten wir, suchen und finden schnelle, teils unbürokratische Lösungen – auch im Austausch mit den anderen Akteuren“, so Rochell, der in diesem Zusammenhang auf die kostenlosen Schulungsangebote des Verbands verweist.

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